PDF-Format - Hans Joachim Teschner

Gewissen, all ihre überschüssige Energie tobten sie sich aus dem Leib.
In dieser feindlichen Finsternis verloren sie jedes Gefühl für das Maß
ihrer Rauferei, und alsbald kämpften sie, als hätten sie nicht den lang-
jährigen Freund vor sich, sondern den gefürchteten Krtzkrr Krieger per-
sönlich. Es war dies die unrühmlichste Nacht im Leben der beiden
Kampfhähne. Als endlich der Morgen graute, sah man Hübeldübel quer
über den Weg zum Schwartenpass liegen, während Plumplum mit ver-
bissener Miene den Pfad zum Scherbenpass bewachte. Beide stierten
aus rotgeränderten und verquollenen Augen starrsinnig vor sich auf den
Boden. Ihre Haut war übersät mit blauen Flecken, Rissen und Kratzern.
Keines Blickes würdigten sie sich, und unversöhnlich hätten sie sich
angeschwiegen bis zum jüngsten Gericht.
Wenn da nicht der Uhu aufgetaucht wäre. Mit seinen majestätischen
Schwingen hätte er beinahe Plumplum gestreift. Drei enge Runden dreh-
te er über den verbohrten Haudegen und fächelte ihm die kühle Morgen-
luft in den Nacken. Dann landete er direkt vor Plumplum auf einem Fels-
stein, der im Weg lag. Verbiestert, wie der Wabbelanier war, rührte er
sich mit keiner Faser seines Leibes. Gelassen schüttelte sich der Uhu
einige Flöhe aus den Federn und richtete seine schläfrigen Augen auf
Plumplum. Plumplum guckte zurück. Der Uhu kniepte mit einem Auge
und betrachtete den zerzausten Recken nun mit unverhohlener Neugier.
Was war dies für ein seltsamer Uhu? Der hatte ja gar keine Federn und
auch keine spitzen Ohren. Plumplum, von dem Blick des Nachttieres wie
hypnotisiert, kniepte ebenfalls mit einem Auge. Verwundert, ja missbilli-
gend legte der Uhu seinen Kopf schief auf die Seite. Dieser fremd ausse-
hende Uhu tat ja recht vertraulich. Plumplum legte seinen Kopf nun auch
auf die Seite. In der nächsten halben Stunde passierte dann gar nichts.
Sowohl der Uhu als auch Plumplum starrten sich mit schiefem Hals in die
Pupillen und versanken in einen tranceähnlichen Zustand. Drüben, vom
Schwartenpassweg aus, beobachtete Hübelhübel die Szene aus den
Augenwinkeln und wunderte sich.
Als die kalten Strahlen der Morgensonne Plumplums Nase zu kitzeln
begannen, bekam er ein unwiderstehliches Verlangen nach etwas
Süßem. Wenn er sich nicht täuschte, musste in seiner Hosentasche noch
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