PDF-Format - Hans Joachim Teschner
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überhaupt hatte man in Wabbelanien stets seine Gefühle zu zeigen. Wer<br />
sich freute oder heiter war, hatte gefälligst zu wabbeln. Bei Wut und Ärger<br />
musste geblubbert werden. Auch ihre Angst durften die Einwohner nicht<br />
verbergen. Dann bibberten sie und fröstelten. Und dicke große Kullerträ-<br />
nen wurden vergossen, wenn ein trauriges Ereignis die Familie heimsuchte.<br />
Ganz und gar unhöflich war es aber, wenn einer sich verstellte oder seine<br />
Gefühle vor den Mitmenschen verbarg.<br />
So wundert es nicht, dass die Gäste den hartherzigen Plumplum<br />
anblubberten. Nur mit Mühe konnte Bimballo sie in Schach halten, und<br />
derbe puffte er sie mit seinem Schmerbauch auf ihre Plätze zurück.<br />
»Gemach, gemach«, brummte er beruhigend.<br />
»Ahoi.«<br />
War das nicht Hübeldübels Stimme?<br />
»Ahoi! Heiß die Segel!« Unüberhörbar erscholl der Singsang des ehe-<br />
maligen Seefahrers. Benommen kam der Hüne wieder auf die Beine.<br />
Melanie schluckte dreimal, bevor sie wieder ein Wort herausbekam. So<br />
war ihr der Schreck in die Glieder gefahren.<br />
»Oh du schlimmer Narr.« Vor Erleichterung schlang sie ihre Arme um<br />
Hübeldübels Hals und küsste ihn mitten auf den Mund.<br />
»Aaah!« brüllte Plumplum, »so also erschleicht man sich neuerdings<br />
einen Kuss.«<br />
»Erschleichen?« fragte sein Kumpan erbost, »was soll das heißen?«<br />
»Das soll heißen, dass alles nur ein mieser Trick war. Alles Schauspiel. Pfui<br />
Teufel!« »Beim Klabautermann«, wollte Hübeldübel einwenden, aber sein<br />
Freund fuhr ihm hitzig in die Parade: »Und unfair ist es. Besonders unfair.<br />
Jeder weiß, dass ich selbst nie das Gleichgewicht verlieren kann. Also kann<br />
ich auch nicht umfallen. Also kriege ich auch keinen Kuss von Melanie.«<br />
Plumplum sprang von seinem Hocker und puffte Hübeldübel so heftig in die<br />
Seite, dass dieser durch den Raum rutschte. Schnell hüpfte Plumplum hin-<br />
terher. Doch Hübeldübel umfaßte mit seinen langen Birnenarmen seinen<br />
kugelrunden Gegner und presste ihn mit aller Kraft. Plumplum streckte die<br />
Zunge raus. Sein Kugelkopf lief rot an.<br />
»Schnell Melanie«, rief Bimballo, »hol die saure Milch.« Und zu Zippel<br />
gewandt: »Hast doch sicher eine Nähnadel dabei. Gib sie schon her.«<br />
Trotz seiner Atemnot hatte Plumplum seine Keulenarme gegen Hübeldü-<br />
bels Taille gestemmt und preßte sie seinerseits wie einen Schraubstock<br />
zusammen. Hübeldübel röchelte. Sein Birnenkopf lief ebenfalls rot an.<br />
Keiner der Gäste wagte es, dazwischen zu gehen. Melanie stürzte aus<br />
der Küche, einen großen Topf saurer Milch in den Händen. Bimballo sprang