PDF-Format - Hans Joachim Teschner
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Die Geburtstagsfeier<br />
Wohin man auch schaute: überall festlicher Glanz, herausgeputzte Wab-<br />
belanier und aufgeregtes Treiben. Aus den Fenstern hingen Fahnen und<br />
Girlanden. Hoch oben über den Zinnen der Burg flatterte die sechseckige<br />
Nationalflagge mit dem Wabbelwappen: zwei Gummibärchen, die einen<br />
Bienenkorb bewachten. Unten in den Straßen strömten die Leute zur Burg.<br />
Wie ein Lauffeuer hatte sich die Nachricht verbreitet, dass auf dem Burg-<br />
hof etwas Außergewöhnliches vorbereitet wurde. Zimmerleute hatten über<br />
Nacht eine hölzerne Plattform errichtet, zu der eine kurze Treppe führte.<br />
Neben dem Podest ragte ein quadratischer Sockel auf, der irgendetwas<br />
Großes und Rundes trug. Dieses rätselhafte Gebilde wurde von einem rie-<br />
sigen weißen Tuch verhüllt, welches aus 10 Bettlaken zusammengenäht<br />
war.<br />
Staunend gafften die Wabbelburger das Ungetüm an, und sie schnatter-<br />
ten durcheinander.<br />
Im großen Festsaal der Burg hatte die Feier bereits begonnen. An einem<br />
langen Tisch in der Mitte hatten die Ehrengäste Platz genommen. Der Tisch<br />
war mit einem schneeweißen Damasttuch bedeckt. Echte Bienenwachsker-<br />
zen warfen ein warmes Licht auf die Kristallgläser und silbernen Bestecke<br />
und verbreiteten einen verführerischen Geruch.<br />
»Hoch lebe Königin Wabbeline!« riefen die Ehrengäste wohl zum fünf-<br />
zehnten oder sechzehnten Mal. Dankend nahm Wabbeline die Geschenke<br />
entgegen und wabbelte mit unnachahmlicher Würde.<br />
Gerade verbeugte sich eine Abordnung des Kurortes Bad Glibberheim,<br />
das direkt am Glibbersee lag und für seine Glibberbäder berühmt war. Auf<br />
ein Zeichen öffneten goldbetresste Lakaien die Flügeltür, und hereinge-<br />
schoben wurde ein reich verziertes Himmelbett. Der Bürgermeister von<br />
Bad Glibberheim räusperte sich und sprach: »Verehrte Königin Wabbeline.<br />
Dieses Himmelbett ist ein Geschenk der Bürger von Bad Glibberheim. Es<br />
ist ein ganz besonderes Bett. Seine Matratzen sind nicht etwa mit pieksen-<br />
den Federn oder kratzigem Stroh gefüllt. Nein, der Inhalt dieser einzigarti-<br />
gen geschmeidigen Unterlage besteht aus Glibberwasser vom Glibbersee.<br />
Wer sich auf dieses Glibberwasserbett niederlegt, vergisst alle Sorgen und<br />
sinkt wie auf Wattewolken in den schönsten Schlummerschlaf.«<br />
»Aah« und »Ooh«, riefen die Ehrengäste. Wabbelnd zollten sie dem<br />
Bürgermeister ihre Anerkennung. Neugierig trat die Königin an das Was-<br />
serbett. Zwei pummelige Möpse tollten auf dem glucksenden Glibberma-