30.10.2013 Aufrufe

PDF-Format - Hans Joachim Teschner

PDF-Format - Hans Joachim Teschner

PDF-Format - Hans Joachim Teschner

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

schlug, puffte eine Staubwolke nach allen Seiten und nahm jede Sicht.<br />

Nach gut einer Viertelstunde – das letzte Knacken und Reißen war<br />

verklungen – meldete sich als erster Plumplum. »Ist außer mir noch<br />

jemand am Leben?« brüllte er und grub sich mit den bloßen Händen aus<br />

einem Haufen Scherben. Aus unzähligen Kratz- und Risswunden troff<br />

Blut über sein Gesicht und seine Arme. Eine dicke Staubschicht hatte<br />

sich auf seine Haut gelegt. Zusammen mit den Blutspuren entstellten sie<br />

den Wabbelanier zu einer grässlichen Horrorgestalt.<br />

»Wenn mich nicht alles täuscht, lebe ich auch noch«, tönte es von<br />

anderen Ende des Scherbenhügels. Hübeldübel hatte sich zwar beim<br />

Ausrutschen den Fuß verstaucht, war aber bei seiner Rutschpartie aus<br />

dem Gefahrenbereich der Lawine geschlittert. Auch er war mit einer fet-<br />

ten Staubschicht überdeckt. »Ist Rosalinde bei dir?« fügte er hinzu und<br />

konnte ein leichtes Zittern seiner Stimme nicht verheimlichen.<br />

Rosalinde antwortete selbst. Behände hatte sie sich an die Felswand<br />

gedrückt, und die herabsausenden Trümmer waren an ihrem dünnen<br />

Körper vorbeigeprasselt.<br />

»So wie wir aussehen«, rief sie, »können wir gut als Kohlenverkäufer<br />

durchgehen.« Denn auch Rosalinde war schwarz vor Staub.<br />

Vorsichtig kletterte sie über den Scherbenhügel zum Ende des Pas-<br />

ses, wo Hübeldübel wartete. Auch Plumplum kam über den Berg der<br />

Trümmer gekrochen wie ein Monster aus einer Fabelwelt. Erleichtert<br />

lachte er die anderen beiden an, doch diese zuckten vor der entsetzli-<br />

chen Grimasse zurück.<br />

»Was ist los?« fauchte Plumplum, »habe ich den Aussatz?« Rosalinde<br />

reichte ihm ihren kleinen Handspiegel. »Aaah!« brüllte der Haudegen<br />

und rollte mit den Augen. Sein Bauch begann zu wabbeln. Die Spannung<br />

über die überstandene Gefahr entlud sich in einem unmäßigen Geläch-<br />

ter, hervorgerufen durch sein entsetzliches Konterfei in dem kleinen blin-<br />

den Spiegel.<br />

Wie nicht anders zu erwarten, wurde Hübeldübel von dem Gelächter<br />

seines Freundes angesteckt. Vor Vergnügen schlugen sie sich gegensei-<br />

tig auf die Schultern und tanzten täppisch im Kreise herum. Von dem<br />

mächtigen Wabbeln der Recken wurde der zurückliegende Scherbenpass<br />

113

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!