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PDF-Format - Hans Joachim Teschner

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der tragen Röcke wie die Frauen. Recht kleidsam, mein Herr. Habe ganz<br />

vergessen, eine Rose für den Empfang zu pflücken.«<br />

Hübeldübel kniff die Augen zusammen. »Beim Klabautermann«, ent-<br />

fuhr es ihm, »das ist ja auch eine Frau.«<br />

Beim Näherkommen erkannten die beiden Heißsporne eine magere<br />

junge Frau in zerlumpten und geflickten Kleidern. Über dem rechten<br />

Auge zeugte geronnenes Blut von einer frischen Wunde. Die Frau zitterte<br />

am ganzen Leib, sei es aus Furcht oder aus Erschöpfung. Vor den beiden<br />

Recken blieb sie stehen: »Guten Tag«, sagte sie mit einer gewollt herb<br />

klingenden Stimme, »ihr beiden müsst Hübeldübel und Plumplum sein.«<br />

Sie blickte verlegen zu Boden.<br />

Misstrauisch musterten die beiden die Frau. Plumplum rümpfte die<br />

Nase. Ein leichter modriger und säuerlicher Geruch ging von der Frau<br />

aus. Die verschlissenen Kleider und die magere Gestalt waren auch nicht<br />

gerade nach Geschmack des Wabbelaniers. Auch Hübeldübel empfand<br />

so. Aber merkwürdig, trotz des abstoßenden Äußeres fühlten sich die<br />

beiden irgendwie zu ihr hingezogen, spürten einen nicht zu erklärenden<br />

Drang, sie beschützen zu wollen.<br />

Plumplum gab sich einen Ruck. »Eine Spionin!« sagte er rau.<br />

»Ein Trick«, ergänzte Hübeldübel, »da stimmt was nicht.« Mit einem<br />

eisernen Griff packte er den Arm der Frau. »Wer bist du? Wo willst du<br />

hin und warum kommst du ausgerechnet hierher nach Wabbelanien?<br />

Antworte schon, sonst ziehen wir andere Seiten auf.«<br />

Mit erschöpfter Stimme begann die Frau zu erzählen: »Mein Name ist<br />

Rosalinde, und ich habe auf dem Stachelmarkt den Händler Rippel aus<br />

Korinth kennengelernt. Wie ich inzwischen aber weiß, handelt es sich um<br />

den Wabbelanier Zippel, der das Versteck des gestohlenen Wabbelsteins<br />

ausspionieren sollte.«<br />

Bei diesen Worten stießen die beiden Recken erschreckte Rufe aus,<br />

und ein schlimmer Verdacht beunruhigte sie.<br />

»Weiter Rosalinde, weiter«, drängte Hübeldübel und presste ihren<br />

Arm so stark, dass sie vor Schmerz erbleichte. Sie wollte weiterreden,<br />

aber ihre Beine gaben nach, und sie wäre auf die Felssteine gefallen,<br />

hätte Hübeldübel sie nicht aufgefangen.<br />

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