PDF-Format - Hans Joachim Teschner
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gegeben, wäre ich schon ein toter Mann.'<br />
Mit offenem Maul glotzte Skunk in die Kiste. Speichel troff auf sein Kinn<br />
und seine Brust und vermischte sich mit den Schweißrinnsalen. Noch starr-<br />
ten die Galgenvögel wie gelähmt in den glänzenden Schatz, noch brachten<br />
sie keinen vernünftigen Gedanken zustande. Zippel wusste, es konnte nur<br />
eine Frage von Augenblicken sein, bis sie sich auf ihn stürzen würden.<br />
Blitzschnell zog er seine Ersatznadel und warf den Deckel der Kiste kra-<br />
chend zu. Dann machte er auf der Stelle kehrt, um die letzte Chance für<br />
eine Flucht zu ergreifen. Doch er hatte nicht mit dem räuberischen Instinkt<br />
des Wirtes gerechnet. Brüllend warf sich der Koloss ihm in den Weg und<br />
versperrte den Ausgang. Die übrigen Strauchdiebe erwachten langsam aus<br />
ihrer Teilnahmslosigkeit und schwankten auf Zippel zu. Zippel stach mit<br />
wilden Hieben auf die Süchtigen ein. Doch selbst die tiefsten Stiche zeigten<br />
keine Wirkung: das Rauschgift hatte die Süchtigen unempfindlich gegen<br />
Schmerzen gemacht.<br />
Eine Erinnerung fuhr durch Zippels Kopf: wie war doch die Zöllnerin hin-<br />
und hergesprungen, ohne dass die Hüter des Wabbelsteins sie packen<br />
konnten. Prügel mussten sie sogar einstecken.<br />
'So muss es gehen', dachte er und sprang auf den Tresen. Die Meute<br />
folgte ihm, immer noch stumpfsinnig, immer noch feindselig. Dann sprang<br />
Zippel in die Ecken, auf die Bank und wieder hinter den Tresen. Skunk hat-<br />
te seinen massigen Körper vor den Eingang gepflanzt und rührte sich nicht<br />
fort.<br />
'Wie kriege ich ihn nur weg?' dachte Zippel verzweifelt, während er in<br />
die hinterste Ecke flüchtete. Der Bauchladen behinderte ihn und ließ seine<br />
Kräfte erlahmen. Aber noch waren die Bewegungen der Süchtigen kraftlos<br />
vom Rauschgiftgenuss. Mit letzter Kraft rannte Zippel noch einmal zur The-<br />
ke und warf seinen Verfolgern den Kübel in den Weg. Da brüllte Skunk auf<br />
und wälzte sich in den Raum. Zippel fasste mit beiden Händen seine<br />
Ersatznadel und rammte sie in den feisten Bauch des Wirtes. Die Nadel<br />
versank in dem Fett wie in ein warmes Stück Butter. Nichts Passierte.<br />
Skunk hob seine vor Speck wabbernden Arme und wollte zu einem alles<br />
entscheidenden Schlag ausholen. Zippel zog die Nadel zurück. Sein letztes<br />
Stündlein hatte geschlagen. Vor Angst begann Zippel zu bibbern, zu<br />
schlottern und zu klappern, wie er noch nie gebibbert hatte.<br />
Da geschah etwas schier Unglaubliches. Eine dröhnende Stimme ließ die<br />
Kaschemme erbeben. Wie ein Gewitter donnerte sie auf die Köpfe der<br />
Halunken nieder: »Es wabbelt!!«<br />
Entsetzt starrte Skunk den Schneider an. Und wieder erhob sich die