PDF-Format - Hans Joachim Teschner
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von Wabbelburg. Zippel, Bimballo und die beiden Hüter des Wabbelsteins<br />
liegen schnarchend im Goldenen Dotter, während Brutus Ranzig auf ihren<br />
Bäuchen tanzt und zwei Schlüsselringe über seinem spitzen Schädel krei-<br />
sen lässt. Splitternd kracht die Tür auf. Ein wüst aussehender Pirat mit<br />
einem Haken an dem rechten Arm versperrt den Weg. Melanie flüchtet<br />
durch die Hintertür und fällt in eine stickige Höhle voller Federn und Dau-<br />
nen. Zippel kann sie an der Hand packen. Sie küsst ihn, und die Federn<br />
verwandeln sich in einen Berg voll zerknüllter Papierblätter. Professor Eier-<br />
schädel wartet vor dem Papiermüll und ruft: Die Losung oder ihr seid ver-<br />
urteilt! Zippel ruft: Stech euch in die Beine! Und die Soldaten Reibstein<br />
und Geierblick nehmen den Professor in ihre Mitte und füttern ihn mit<br />
Nägeln, Glasscherben und Salzklumpen. Ein Bienenschwarm fälll über die<br />
Soldaten her und frisst ihre Haare und Zehnägel. Borstige Steilwände<br />
schieben sich von beiden Seiten zusammen, und ranziges Fett trieft von<br />
der Höhe. Mit einem ordinären Rülpsen spucken die Schwarten die Solda-<br />
ten in das Tal der Zyklopen, wo Zippel sie schon erwartet. Laut schreiend<br />
hält er ein paar zerquetschte Gummibärchen unter die Nase der Zyklopen.<br />
Angewidert werfen die Kolosse den Schneider aus dem Tal. Ein schwarzes<br />
Tuch fällt auf Zippels leblosen Körper. Jemand schnauft, zerrt und schleift<br />
ihn über den Boden. Dann plätschert es, als ob Ruder in eine ölige See<br />
gestoßen werden. Es schwankt wie in einer trägen Schaukel. Dann knirscht<br />
es, mit einem Ruck hört das Schwanken auf. Wieder zerrt jemand an Zip-<br />
pels Kleidern und schleppt und schleift ihn über den Boden. Eine Kiste wird<br />
in seinen Rücken gedrückt. Das Tuch wird von seinem Kopf gezogen, doch<br />
er sieht nur schemenhafte Umrisse: es ist Nacht. Die Zöllnerin kniet an<br />
seiner Seite und versucht, seine verkrampften Finger aufzubiegen, um an<br />
die Gummibärchen heranzukommen. Den Brückenzoll, keift sie, fünf Gum-<br />
mibärchen. Die Kraft in Zippels Hand lässt nach, und die Zöllnerin entwin-<br />
det ihm gierig die Süßigkeiten. Behände hüpft sie auf die Beine und will in<br />
die Nacht entfliehen. Doch sie hält noch einmal inne und verweilt nach-<br />
denklich einen Augenblick. Mit einer überraschend warmen und mütterli-<br />
chen Stimme murmelt sie: Nicht Schneider noch Soldat, doch ein guter<br />
Wabbelanier. Sanft legt sie ihre knochige Hand auf Zippels Stirn und<br />
berührte mit den Fingerspitzen seine Augen. Ein heißer Strahl fährt in Zip-<br />
pels Glieder. Eine übernatürliche Kraft wächst in seinen Muskeln und<br />
Gelenken. Seine Glieder beginnen zu kribbeln und angenehm zu jucken.<br />
Die betäubenden Dämpfe weichen aus seinem Gehirn. Kräftig hebt und<br />
senkt sich sein Brustkorb. Mit tiefen Atemzügen reinigt sich der Körper des<br />
Schneiders von den abgestandenen Giften der letzten Stunden.