PDF-Format - Hans Joachim Teschner
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ten, würden sie wie die Ratten ertrinken. Ein dumpfes Grollen ließ die<br />
Tropfsteinhöhle erzittern. Oben an der Kuppeldecke hatte sich ein riesi-<br />
ger Eisberg aus zusammengefrorenen Eisschollen in der Spalte ver-<br />
klemmt und lastete mit seinem ganzen Gewicht auf der rissigen Felsen-<br />
decke. Für einen Augenblick versperrte er die Eiswasserzufuhr. Weitere<br />
Schollen prallten auf den Eisberg. Die Decke gab nach. Eisschollen, Fel-<br />
sen und tonnenschwere Wassermassen prasselten herab. Wie giganti-<br />
sche Dolche stürzten die Salzzapfen in die Tiefe und zerstoben beim Auf-<br />
prall in tausend kristalline Stücke. Zippel fühlte, wie eine magere Hand<br />
seinen Ärmel packte und ihn in das Versteck des Wabbelsteins zerrte.<br />
»Mir nach!« rief er und kroch tiefer in die Öffnung. Plumplum und<br />
Hübeldübel krochen hinterher, ohne sich der Gefahr bewusst zu werden,<br />
in dem Loch zu ersticken. Hinter ihnen schütteten die herabprasselnden<br />
Felsmassen die Öffnung zu. Das Loch schien kein Ende zu nehmen. Wei-<br />
ter und weiter krochen sie. Die verbrauchte Luft schnürte ihre Lungen<br />
ein. Das Toben und Grollen des zusammenstürzenden Infernos folgte<br />
ihnen wie ein fernes Gewitter. Allmählich weitete sich das Loch zu einem<br />
steinigen Gang, der steil in die Höhe führte. Die Temperatur sank. Eisige<br />
Tropfen glitzerten an den Felsen. Ein weit entfernter Lichtstrahl über<br />
ihren Köpfen kündete von einer Öffnung, einem rettenden Ausgang. Auf<br />
Händen und Knien kletterten sie an den glitschigen Felsen hoch.<br />
Plumplum, der als Letzter folgte, sah die Hand vor den Augen nicht,<br />
denn die anderen verdeckten den spärlichen Lichtstrahl. Plötzlich hielt er<br />
an und blinzelte. Der freigegebene Lichtschein blendete ihn. Über ihm<br />
lugte der birnenförmige Kopf Hübeldübels aus einer hellen Öffnung und<br />
lachte ihn breit an. »Ahoi«, rief er und streckte ihm seinen Arm entge-<br />
gen, »Zier dich nicht, Maulwurf. Zeit für ein erfrischendes Bad.«<br />
Sie waren gerettet. Der geheime Gang mündete direkt am Ufer des<br />
Eisschollenflusses, kurz bevor dieser in der Erdspalte verschwand. Durch<br />
das Flimmern der lauen Mittagsstunde ragten weit drunten im Tal die<br />
Spitzen der Stacheltürme in den Himmel und kratzten an den tiefhän-<br />
genden Schäfchenwolken.<br />
»Schaut nur!« rief Rosalinde, »die Stacheltürme bewegen sich.« Wie<br />
von Geisterhand bewegt, hatten die Stacheltürme zu schwanken und zu<br />
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