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PDF-Format - Hans Joachim Teschner

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Atemlos hasteten sie weiter. Am höchsten Punkt des Turmes hielten<br />

sie vor einer schweren Holztür. Sie schoben die Eisenriegel beiseite.<br />

Doch die Kerkertür war zusätzlich mit einem Schloss abgesichert. Wieder<br />

passte der Schlüssel nicht. Hübeldübel schob Rosalinde beiseite, nahm<br />

Anlauf und warf seinen gewaltigen Körper gegen die Bohlen. Das Schloss<br />

brach. Holzsplitter drangen in den rechten Oberarm des Hünen. Mit<br />

schmerzverzerrten Gesicht trat er zurück. Plumplum besorgte den Rest.<br />

Die Tür sprang auf.<br />

»Zippel!« brüllten die beiden Hüter des Wabbelsteins und wollten den<br />

Schneider umarmen. Sie stutzten. Ein sehniger, muskulöser und wetter-<br />

gegerbter Kerl stand in seiner ganzen Länge vor ihnen, die Arme in die<br />

Hüften gestemmt. »S'wabbelt!« brüllte er zurück, und die voluminöse<br />

Stimme erfüllte den ganzen Stachelturm. »Willkommen in meiner Palast-<br />

suite.«<br />

»Stech dich in die Beine«, lachte Plumplum und puffte den Schneider<br />

gehörig an, um ihn wie gewohnt über seine Glasnudelbeine stolpern zu<br />

lassen. »Autsch!« brüllte er gleich hinterher, denn Zippel war um keinen<br />

Zentimeter von der Stelle gewichen, so dass Plumplum wie ein Gummi-<br />

ball zurückprallte.<br />

»Ich fürchte, wir haben jetzt keine Zeit für solche Scherze«, mahnte<br />

Zippel. Nun erst gewahrte er Rosalinde, die in der zerborstenen Türöff-<br />

nung wartete. Rasch ging er auf sie zu. Fragend blickte sie ihn aus ihren<br />

klaren blauen Augen an. Plötzlich wurde er sich der Anwesenheit seiner<br />

Freunde bewusst. Er stockte. Dabei hatte er sich in den Stunden der<br />

Gefangenschaft alles so schön ausgemalt. Er würde sie einfach in die<br />

Arme nehmen. Vielleicht würde er sie sogar küssen. In den kurzen Minu-<br />

ten seines unruhigen Schlafes hatte er von ihren Augen und ihren Lippen<br />

geträumt. Und jetzt stand er wie ein Esel und stotterte linkisch ein paar<br />

dumme Dankesworte. Hübeldübel löste die verkrampfte Situation: »Ahoi<br />

junge Dame. Wie wär es, wenn mir jemand die Splitter aus dem Arm<br />

entfernen würde?«<br />

Während Rosalinde behutsam die Splitter aus dem Arm zog, verriet<br />

Zippel seinen Kameraden in knappen Worten das Versteck des Wabbel-<br />

steins. »Sechzig Schritte durch die Maulwurfsröhre, rechts eine Geheim-<br />

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