PDF-Format - Hans Joachim Teschner

echt. Noch nie habe ich einen solch klapperigen Wabbelanier in die Finger
bekommen. Das macht ja auch keinen Sinn und keinen Spass, wenn die
Wabbelanier genauso sind wie wir.«
Der General, der seinen vom Jähzorn zitternden Arm mit der anderen
Hand festhalten musste, schien Zippel mit seinen stechenden Pupillen auf-
zuspießen. Zippel begann zu frösteln. Lange würde er diesem eiskalten
Blick nicht standhalten können.
Ziegenlippe beugte sich zum Diktator. »Wir stellen ihn auf die Probe«,
zischelte er, »ich werde ohne Vorwarnung 'Es wabbelt' rufen. An seiner
Reaktion werden wir erkennen, ob er ein Spion oder ein echter Korinther
ist.«
Krieger nickte zustimmend und spuckte Schaum und grüne Galle auf
das Pflaster.
Inzwischen hatte sich Zippel umgedreht, um Rosalinde zu beruhigen,
die im Widerstreit ihrer Gefühle hilflos an der Wand lehnte. Plötzlich hörte
Zippel einen lauten Ruf: »Es wabbelt!«
Was in dieser Sekunde im Schneider vor sich ging, lässt sich kaum
erklären. Wie an den Bändern einer Marionette wackelten seine Glieder,
sein Mund öffnete sich, und eine lächerliche dünne Fistelstimme piepste:
»S'wibbelt.« Es war das einzige und letzte Mal, dass Zippel in seine alte
Gewohnheit fiel.
Ratlos und verblüfft umringte die Militärjunta den angeblichen Korinther.
Keiner traute seinen Ohren. Wo war diese Vogelstimme hergekommen?
Was war das für ein merkwürdiges Wort gewesen? Es hatte nach Sibbel
oder Schwibbel oder Ribbel geklungen.
Zippel machte dem Spuk selbst ein Ende. Der Galgenhumor, der ihn nun
schon so oft in brenzligen Situationen gerettet hatte, brannte wieder ein-
mal mit ihm durch. Beherzt fasste er in seine Jackentasche hinter dem zer-
beulten Orden und brachte den Ausweis zum Vorschein.
»Wer es immer noch nicht glauben will«, bullerte er mit dröhnender
Stimme die Meute an, »hier ist der endgültige und nicht zu widerlegende
Beweis. Mein korinthischer Ausweis.«
Krieger reichte den Ausweis, ohne einen Blick darauf zu werfen, an
Geheimrat Ziegenlippe weiter. Schriftkram diesem war ihm höchst zuwider.
Wozu sollte er sich mit Büchern, Akten oder Notizen aufhalten, wenn sich
sowieso alles mit Gewalt, Mord und Plünderei regeln ließ?
»Unverständlich! Völlig unverständlich!« kreischte der Geheimrat,
»möglicherweise ein Dokument in einer Geheimschrift zum Zwecke der
Spionage und Sabotage.«