PDF-Format - Hans Joachim Teschner

die Schlüssel an sich nehmen. Dann hat er sich ebenfalls schlafend
gestellt. Oder aber, noch schlimmer, Melanie hat ihm als Komplizin gehol-
fen. So war es. Rabentochter elende! Ungeziemlich, ungezogen und unbe-
scheiden.«
»Ungeheuerlich«, stöhnte Wabbel II und sackte in sich zusammen, »wie
konnte ich mich nur so täuschen.«
Finster blubberten Hübeldübel und Plumplum vor sich hin. Das passte
ihnen nicht. Das glaubten sie nicht. Nicht Bimballo, der nicht! Und schon
gar nicht Melanie. An diese beiden würden sie keine Hand anlegen. Selbst
wenn sie schuldig waren.
»Nun, was wartet ihr noch,« bellte Innenminister Schleimer, »dies ist
ein Befehl. Verhaftet sie und werft sie in das Verlies. Bei Feuerquallen und
saurer Milch sollen sie büßen.«
Zippel richtete sich auf. Er bibberte mit allen seinen Knochen. »Verehr-
ter König Wibbel, oh, äh, Wabbel.«
ten.
»Was will der Schneider noch?« knurrte Kommandant Lanzetto ungehal-
»S'wibbelt ergebenst.« Zippel stolperte zum Verhandlungstisch, trudel-
te, ruderte mit den Armen und fiel auf die Nase. Keiner half ihm. Er setzte
sich auf. »Ich bitte ergebenst zu bedenken, dass Bimballo das Schlafmittel
nicht in den Stiefel geschüttet haben kann.«
»Ungläubig und ungebildet. Ein Schneider will also wissenschaftliche
Erkenntnisse untergraben. Korinther! Salzlecker!«.
Aber Eierschädel hatte nicht mit der Verbissenheit Zippels gerechnet.
»Zwei Beweise«, fistelte er, »erstens: Bimballo hat selbst vom Bier getrun-
ken. Alle haben es gesehen. Also musste er selbst einschlafen und konnte
die Schlüssel nicht stehlen. Zweitens: wo ist dieser übelriechende Brutus
Ranzig geblieben? Der hätte als erster einschlafen müssen. Im Gegenteil«,
Zippel ereiferte sich und fuchtelte mit seinen schlakserigen Armen vor der
Nase des Innenministers herum, »im Gegenteil: Fischhändler Ranzig war
der einzige, der das Schlafpulver in das Bier geschüttet haben kann. Und
zwar erst, nachdem er schon getrunken hatte. Wir anderen bekamen kein
Honigbier, sondern Baldrianbier.«
»So muss es gewesen sein«, jubelte Melanie. Sie zog Zippel zu sich und
gab ihm einen Kuss.
»Seht einer an!« schrien Plumplum und Hübeldübel eifersüchtig, »so
also erschleicht man sich neuerdings einen Kuss.«
Beide pufften Zippel erbost in die Rippen, so dass dieser kopfüber in die
Ecke flog. Aber völlig unbeeindruckt leuchtete ein seliges Lächeln auf sei-