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PDF-Format - Hans Joachim Teschner

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Zippel und Bimballo<br />

»Hoch lebe König Wabbel der Zweite!« Vor dem Balkon der Wabbelburg<br />

hatten sich die Wabbelanier eingefunden, um ihrem König zu huldigen.<br />

König Wabbel II. Füllte mit seiner imposanten Gestalt den gesamten Bal-<br />

kon aus.<br />

»Es wabbelt!« rief er der Menge zu und warf eine Handvoll Gummibär-<br />

chen über den Platz.<br />

»S'wabbelt! S'wabbelt!« schallte es hundertfach zurück.<br />

»Wabbelanier!« rief der König, »wie ihr wisst, feiert morgen Königin<br />

Wabbeline ihren Geburtstag. Aus diesem Anlass bleiben die Schulen<br />

geschlossen, und es darf nicht gearbeitet werden. Zu dem Fest in der Wab-<br />

belburg sind alle Bürger eingeladen. Es gibt Freibier und Wackelpudding.«<br />

Ein tosender Jubel brauste auf und unterbrach die Ansprache. Der König<br />

hob die Hand und rief: »Es wabbelt!«<br />

»S'wabbelt! S'wabbelt!« donnerte es vom Platz, »Hoch lebe Königin<br />

Wabbeline.«<br />

Plötzlich hörte man eine schrille hohe Stimme: »S'wibbelt, s'wibbelt!«<br />

Das war Schneider Zippels dünne Fistelstimme, die da so aufgeregt kickste<br />

und tremolierte.<br />

Bimballo, der Wirt des Gasthauses Goldener Dotter, puffte den Schnei-<br />

der Zippel mit seinem dicken Schmerbauch in die Rippen: »Es wabbelt,<br />

heißt es. Wann wirst du endlich begreifen, dass der offizielle Gruß S'wab-<br />

belt heißt.«<br />

Zippel verlor das Gleichgewicht. Er trudelte, schlingerte, und ruderte<br />

mit den Armen. Normalerweise konnte einen Wabbelanier nichts aus dem<br />

Gleichgewicht bringen. Einzig Schneider Zippel machte da eine Ausnahme.<br />

Er hatte auch nicht wie alle anderen einen kugelrunden, ballonartigen<br />

Bauch, mit dem es sich richtig schön wabbeln ließ. Wenn Zippel vor Freude<br />

wabbeln wollte, klapperte es nur dürre und trocken. Meistens verlor er<br />

dabei die Balance. Und wenn ein Nachbar ihn freundschaftlich anpuffte, fiel<br />

er sowieso gleich über seine Glasnudelbeine. Wegen seiner spillerigen<br />

Gestalt hänselten ihn die Kinder, und sie riefen ihm nach:<br />

»Schmergel, schrumpel, Schneiderbauch, passt durch jeden Garten-<br />

schlauch.«<br />

Darüber erboste sich Zippel so sehr, dass er die freche Bande mit erho-<br />

bener Nähnadel verfolgte und mit überschnappender Stimme schrie:<br />

»Stech euch, stech euch in die Beine, wie die wilden Stachelschweine.«

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