PDF-Format - Hans Joachim Teschner
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Ein seltsamer Gast<br />
Nur einer der Anwesenden schien sich nicht so recht freuen zu können.<br />
Sein Tischnachbar, der Bauer Knollhut, der auf dem Markt süße Melonen<br />
verkaufte, dachte schon die ganze Zeit: 'Eine seltsame Figur. Irgendwie<br />
unangenehm. Richtig unheimlich.'<br />
Aber Bauer Knollhut prostete ihm dennoch freundlich zu. Der Fremde,<br />
denn ein Wabbelanier konnte er unmöglich sein, beugte sich zu Knollhut<br />
hinüber und flüsterte: »Wer sind diese beiden rohen Gesellen?«<br />
»Ach, das weißt du nicht? Du kennst Hübeldübel und Plumplum nicht?<br />
Die Hüter des legendären Wabbelsteins?«<br />
Der Fremde rückte noch näher heran. »Hüter des Wabbelsteins? Diese<br />
ungehobelten Brüder behüten den legendären Wabbelstein?« Und zu sich<br />
selbst wisperte er: »He he, das trifft sich günstig.«<br />
Bauer Knollhut rümpfte sich die Nase. Ihm schien, als habe jemand<br />
einen faulen Hering auf den Tisch gelegt.<br />
Plötzlich fuhren beide erschrocken hoch. Wie ein Felsbrocken hatte sich<br />
Plumplum vor ihnen aufgepflanzt.<br />
»Wird hier etwa laut gemurmelt!« brüllte er mit seiner gewohnten Baß-<br />
stimme. »Seit wann wird in Wabbelanien geflüstert und gewispert?«<br />
Denn eines gehörte in Wabbelburg und Umgebung zu den ganz ungehö-<br />
rigen Manieren: geheimnisvoll zu tun und hinter der vorgehaltenen Hand<br />
zu flüstern.<br />
»Aaah Bauer Knollhut!« polterte Plumplum erfreut. »Hoffentlich sind die<br />
Melonen dieses Jahr besonders süß.« Mit seinen Wurstfingern drückte der<br />
Hüter des Wabbelsteins den Bauern auf den Stuhl.<br />
»Und wie ist dein Name, Fremder? Denn ein Wabbelanier kannst du ja<br />
wohl nicht sein.«<br />
Neben Plumplum hatte sich nun auch Hübeldübel aufgebaut. Mißtrau-<br />
isch betrachteten beide den Fremden. Der hatte so gar nichts Wabbeliges<br />
an sich. Eckig stachen seine Schultern durch die Jacke, eine spitze Nase<br />
ragte aus einem Raubvogelgesicht, und ein hervorstehender Eckzahn hack-<br />
te nervös auf der Unterlippe herum. Zwar schien der Mann erschreckt,<br />
aber er bibberte nicht und zeigte auch sonst keine Gefühle. Kühl erwiderte<br />
er: »Mein Name ist Brutus Ranzig. Fischhändler aus Kloakien. Verkaufe<br />
abgehangene Seeigel und gepökelte Stichlinge.«<br />
Verblüfft glotzten die beiden Haudegen sich an.<br />
»Seeigel?«