PDF-Format - Hans Joachim Teschner
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Der Wabbelstein<br />
Knarrend schlossen sich die Tore der Stachelburg hinter Zippels<br />
Rücken. Zippel hatte hinter den hohen Mauern einen Burgplatz erwartet,<br />
sah sich aber eines Besseren belehrt. Statt eines großzügig ausgestatte-<br />
ten Vorhofes mit Brunnen und Sitzbänken befanden sie sich in einer Art<br />
Gruft, aus der niedrige enge Gänge führten. Das dämmrige Licht fiel<br />
spärlich aus herausgebrochenen Löchern an der Decke und vermochte<br />
die Einrichtung nicht zu erhellen. Zippel konnte lediglich erkennen, dass<br />
einer der röhrenförmigen Gänge einen größeren Durchmesser hatte als<br />
die anderen und, den Fuß- und Schmutzspuren nach zu urteilen, weit<br />
öfter benutzt wurde. Auf diesen Gang strebten die Soldaten schnur-<br />
stracks zu. Kaum hatten sie ein paar Schritte getan, da verschluckte die<br />
Röhre den letzten Lichtschimmer, und wie in den modrigen Gängen eines<br />
Maulwurfes tasteten sie sich vorwärts. So sehr Zippel sich auch mühte,<br />
alle Windungen, Kurven, Steigungen und Ecken zu merken und in seiner<br />
Erinnerung festzuschreiben: nach kurzer Zeit vermengten sich die Ein-<br />
drücke zu einem unentwirrbaren Knäuel. Schon bald hatte Zippel das<br />
Gefühl, im Kreise zu gehen, denn jede neue Kurve kam ihm bekannt vor.<br />
Mehrmals stolperte er über unregelmäßig herumliegende Felsbrocken<br />
oder Balken, die als Treppenabsätze dienten. Rüde wurde er dann von<br />
Hauptmann Bleifuß weitergeschubst.<br />
Der Maulwurfsgang mündete in den verkommenen Saal der Stachel-<br />
burg, in dem die Feier begonnen hatte. In dem flackernden Schein der<br />
rußenden und blakenden Talgkerzen entdeckte Zippel, dass Krtzkrr Krie-<br />
ger und Geheimrat Ziegenlippe verschwunden waren!<br />
'In dem finsteren Gang muss es eine Geheimtür geben,' dachte Zip-<br />
pel. Er kombinierte weiter: Wenn nur Krieger und Ziegenlippe von der<br />
Tür wussten, dann führte sie vermutlich zu den privaten und geheimen<br />
Räumen des Generals.<br />
'Dort dürfte auch das Versteck des Wabbelsteins zu suchen sein',<br />
schloss Zippel, und sein Herz klopfte vor Erregung über diese Entde-<br />
ckung.<br />
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