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PDF-Format - Hans Joachim Teschner

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»Stech dich«, erwiderte Zippel, »Rippel aus Korinth. Bin auf der Durch-<br />

reise und brauche eine Unterkunft für ein, zwei oder drei Nächte.«<br />

Skunk matschte eine Fliege zusammen und grunzte: »Da bist du genau<br />

richtig bei mir, Rippel. Was aber kannst du mir anbieten. Umsonst gibt es<br />

hier nichts.«<br />

Der räuberische Blick des Wirtes verhieß nichts Gutes. Zippel dachte an<br />

die Warnung Rosalindes, und er beschloss, besonders auf der Hut zu sein.<br />

Es war wohl besser, wenn er seinen Bauchladen erst gar nicht öffnete und<br />

den Blicken der Spitzbuben preisgab. Er rollte seine neuerworbene<br />

Wäscheleine auf und sagte: »Nun, wie wär's mit einer soliden Wäscheleine<br />

für die erste Nacht?«<br />

»Wäscheleine?« rief Skunk in den Raum, »he Leute, sieht meine Her-<br />

berge, der weithin bekannte und beliebte Gasthof 'Zur Daumenschraube',<br />

etwa aus, als brauchte sie eine Wäscheleine? Ist hier irgendwas baufällig?«<br />

Die drohenden Geräusche, die aus dem Dunst kamen, klangen wie das<br />

tiefe Grollen in einem Bullenstall.<br />

»Eine Beleidigung!« krächzte ein hohlwangiger Gast, »lass dir das nicht<br />

bieten, Skunk. Schon gar nicht von einem Fremden.«<br />

'Na, das fängt ja gut an', dachte Zippel und überlegte, wie er die Leute<br />

beruhigen könnte. Schnell überblickte er die Situation: sieben oder acht<br />

Stachelländer lungerten auf der Bank herum. Alle hatten abgebissene Pfei-<br />

fen zwischen den Zähnen und nuckelten wie süchtig daran herum. Hier lag<br />

die Ursache für den atemberaubenden Qualm, der den Raum ausräucherte.<br />

Dieses Bild kam Zippel bekannt vor. Richtig, Hübeldübel hatte von sol-<br />

chen Spelunken berichtet. War Zippel etwa in eine Opiumhöhle geraten?<br />

Was rauchten diese ausgemergelten Figuren mit den stumpfsinnigen<br />

Gesichtern?<br />

»He!« rief Zippel, »ich dachte, hier könnte ich etwas Gutes zum Rau-<br />

chen bekommen, etwas ganz Spezielles. Dafür habe ich noch einige Nägel<br />

in der Kiste mitgebracht.«<br />

»Ach so«, röchelte Skunk mit pfeifendem Atem, »warum hast du das<br />

nicht gleich gesagt. Zeig einmal her.«<br />

Es blieb Zippel nichts anderes übrig, als die Kiste zu öffnen. Neugierig<br />

torkelten die anderen Gestalten heran, um sich den Inhalt anzusehen. Wie<br />

Zippel erschreckt feststellte, flackerte ein diebisches Verlangen über die<br />

stumpfsinnigen Gesichter. Die vielen Nägel und die starken Kratzbürsten<br />

schienen hier einen unermesslichen Reichtum darzustellen. Zu spät wurde<br />

Zippel klar, dass er einen unverzeihlichen Fehler begangen hatte. 'Beim<br />

Wabbelstein,' dachte er, 'hätte ich Rosalinde nicht die Nadelsammlung

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