PDF-Format - Hans Joachim Teschner

Außer Zippel hatte niemand das Verschwinden des Generals und sei-
nes Beraters bemerkt. Wie hungrige Wölfe stürzten sich die Söldner auf
den Kübel mit dem Fuselschnaps. Selbst Oberst Speiteufel gab seine
Zurückhaltung auf, und er fing an, sich in einem solchen Ausmaße zu
besaufen, dass die übrigen um ihren Schnapsanteil zu fürchten began-
nen.
Wie Zippel aus den Augenwinkeln bemerkte, besaß der Saal weitere
Ausgänge, die offensichtlich zu den Stacheltürmen führten. Weiter kam
er mit seinen Beobachtungen nicht, denn Hauptmann Bleifuß stampfte
mit seinem bleigefüllten Holzbein auf den Boden, dass der Kübel bedroh-
lich zu schwanken anfing und einige Funzeln erloschen.
»He!« brüllte er, »was ist das für eine Gastfreundschaft. Rippel hat
noch keinen einzigen Tropfen abbekommen.« Ohne eine Reaktion abzu-
warten riss Bleifuß dem nächstbesten Söldner den Becher aus der Hand
und gab ihm mit seinem Holzbein einen solchen Tritt in den Hintern,
dass dieser wie von einem Dampfhammer getroffen an die Wand
klatschte und bewusstlos zusammenbrach.
Bleifuß reichte Zippel den Becher. Mit Widerwillen nahm der Schnei-
der das verbogene Gefäß und stieß mit Bleifuß an: »Stech dich!
Krtzkrr!«
Vor den Augen der begeisterten Soldaten stülpte er sich den Inhalt in
einem Zuge hinunter.
»Recht so!« knurrte es plötzlich anerkennend in sein Ohr. Zippel
drehte sich um. Krtzkrr Krieger und Ziegenlippe hatten sich unbemerkt
wieder zu ihnen gesellt und sich von hinten an ihn herangeschlichen.
Offenbar hatten sie ihn heimlich beobachtet. Zippel erschrak. 'Sie trauen
mir immer noch nicht ganz,' dachte er.
»Stech dich!« prostete Zippel dem General zu und ließ sich nichts
anmerken. »Was wird denn hier überhaupt gefeiert? Hat jemand
Geburtstag?«
Zum ersten Mal sah Zippel den Geheimrat Ziegenlippe vergnügt auf-
lachen. »Hört einmal her«, rief er, »der Korinther hält dies für eine
Geburtstagsfeier mit Kaffee und Kuchen und netten
Gesellschaftsspielen!«
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