PDF-Format - Hans Joachim Teschner
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»So geht es nicht!« schrie Plumplum, der sich nicht eingestehen<br />
mochte, dass er Mitleid mit ihr hatte. »Sie scheint ja ganz verhungert zu<br />
sein. Füttern wir sie erstmal, dann wird sie auch reden.«<br />
Widerstrebend ließ sich Hübeldübel auf den Vorschlag ein. Er zog das<br />
übriggebliebene halbe Honigbrot aus der Tasche und hielt das noch<br />
frisch duftende Stück vor Rosalindes Nase. Sie schlug die Augen auf und<br />
blickte verwirrt den Recken an. Hübeldübel glaubte vom Schlag getrof-<br />
fen zu sein: die schönsten, tiefsten dunkelblauen Augen schienen ihn<br />
förmlich zu verschlingen. Er schluckte. Er begann zu schwitzen. Er wur-<br />
de verlegen. Er kratzte sich am Kopf. Er spürte eine siedende Hitze in<br />
sich aufsteigen. Dann spürte er noch etwas anderes: einen schmerzhaf-<br />
ten Faustschlag in die Rippen. Es war die unverkennbare Handschrift<br />
Plumplums, der ihn wieder zur Besinnung brachte.<br />
»Aaah!« brüllte Plumplum, »sie isst unseren ganzen Vorrat auf.<br />
»Beschämt hörte Rosalinde auf zu essen. Sie hatte das Brot bis auf<br />
ein paar Krümel hinuntergeschlungen und dazu noch zwei Honigmelonen<br />
gegessen. Noch nie hatte sie eine solche schmackhafte und wunderbar<br />
süße Nahrung gekostet.<br />
»Nun reicht es aber«, ließ sich auch Hübeldübel vernehmen, »raus<br />
mit der Sprache: was geht hier vor?«<br />
Und Rosalinde begann zu erzählen. Zunächst mit stockender Stimme,<br />
dann fließender und hastiger, denn die Zeit drängte.<br />
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