PDF-Format - Hans Joachim Teschner
PDF-Format - Hans Joachim Teschner
PDF-Format - Hans Joachim Teschner
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Schlechte Aussichten<br />
Leider verlief das Geschäft nicht so, wie Zippel es sich erwartet hatte.<br />
Ziel war es ja, den Kontakt zu Krtzkrr Krieger herzustellen. Dazu wollte er<br />
mit besonders günstigen Angeboten einige Soldaten anlocken. Diese hät-<br />
ten ihn dann schon irgendwie zur Stachelburg gebracht oder ihm verraten,<br />
wie er an den General herankommen könnte. Doch es war wie verhext:<br />
keiner der Soldaten aus Kriegers Armee ließ sich erblicken. Zwar lungerten<br />
immer mal wieder verwahrloste Gestalten vor Zippels Stand herum und<br />
glotzten begehrlich in seinen Bauchladen. Die Uniformen dieser Galgenvö-<br />
gel aber schienen ebenso wie Zippels Uniformjacke aus einer Rumpelkam-<br />
mer oder einem Raubüberfall zu stammen und verwies ihre Träger auf<br />
einen niederen Stand. Die echte stachelländische Uniformierung hatte Zip-<br />
pel noch von dem Zusammentreffen mit Reibstein und Geierblick in guter<br />
Erinnerung. Hier auf dem Stachelmarkt also schien der falsche Ort für eine<br />
Begegnung mit der Soldateska zu sein.<br />
Nach zwei Stunden hatte Zippel erst ein einziges Geschäft getätigt:<br />
gegen ein paar Nägel hatte er eine solide Wäscheleine bekommen, die er<br />
sich wie ein Lasso um die Schultern warf. Immerhin gab es in Stachelland<br />
ein paar Güter, die einen so hohen Stellenwert hatten, dass man sie wie<br />
Geld verwenden konnte. Dies waren in erster Linie Nägel – möglichst<br />
angerostete -, von denen Zippel noch jede Menge besaß. Hoch im Kurs<br />
standen auch Wäscheleinen. Geradezu wie mit Gold aufgewogen aber wur-<br />
den Salzklumpen. Wer einen Salzklumpen sein eigen nannte, konnte sich<br />
alles eintauschen, jeden Wunsch erfüllen und im Überfluss baden. Wenn er<br />
nur nicht den Fehler beging, mit seinem Reichtum zu prahlen und auf den<br />
Putz zu hauen. Genauso gut hätte er sein eigenes Todesurteil aufsetzen<br />
können. Im Gegenteil, zurückhaltend und unauffällig musste er vorgehen.<br />
Einige wenige Krümel musste er aus seinem Beutel kratzen und wehleidig<br />
lamentieren, dass dies seine letzte Habe sei; man möge ihm großzügig<br />
dafür Nägel und saure Milch eintauschen. Selbst dieser Trick funktionierte<br />
mitunter nicht, und Zippel sah mit Entsetzen, wie solch ein Salzkrümelver-<br />
käufer von dem gierigen Mob fast in Stücke gerissen wurde. Mit verzerrten<br />
Mäulern rissen sie ihm die Kleider vom Leib, trennten Nähte und Taschen<br />
auf in der Vermutung eines geheimen Salzversteckes, und leckten zu guter<br />
Letzt seinen salzigen Angstschweiß, wie rettungslos süchtig, wie in einem<br />
Rauschzustand. Zippel wurde über dieses Erlebnis sehr nachdenklich. Er<br />
ertappte sich, wie ein Hauch von Mitleid seine Seele berührte, den er