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PDF-Format - Hans Joachim Teschner

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so sehr erschüttert, dass eine zweite Schieferlawine in die Schlucht hin-<br />

untertoste.<br />

'Was für Kindsköpfe', wunderte sich Rosalinde, aber gleichzeitig spür-<br />

te sie eine warme Zuneigung zu den beiden stämmigen Haudegen, die<br />

sich vor Lachen nicht wieder einkriegen konnten.<br />

Es ging weiter. Nur spärlich beleuchtete der fahle Mondenschein den<br />

Weg. Ab und an sperrten vertrocknete Distelbüsche den Durchgang.<br />

Dann mussten sie sich ins Feld schlagen und über das unwegige Gestein<br />

einen Pfad suchen. Längst hatte der modrige und säuerliche Gestank<br />

sich in die Nasen und Kleider der beiden Recken eingenistet. »Wie bra-<br />

ckiges Wasser nach vier Wochen Fahrt«, murmelte Hübeldübel, dem<br />

schon wieder Erinnerungen aus seiner Seemannszeit hochkamen. »Und<br />

jeden Tag Dörrfisch«, fügte er hinzu. Plötzlich blieb er stehen und<br />

schnupperte in die Luft. »Beim Klabautermann«, wunderte er sich, »es<br />

riecht nach Wasser. Und zwar nach frischem, eisgekühlten, sprudelnden<br />

Qellwasser.«<br />

Wir nähern uns dem Eisschollenfluss«, erklärte Rosalinde. »Er ist<br />

weder tief noch sehr breit. Trotzdem ist es sehr gefährlich, ihn zu über-<br />

queren, denn er ist mit Eisschollen bedeckt, die einen mit sich reißen<br />

können, und die Wassertemperatur liegt viele Grade unter dem Gefrier-<br />

punkt. Dass der Fluss nicht zufriert, liegt an der großen Geschwindigkeit,<br />

mit der er sich ins Tal wälzt. Drunten im Tal verschwindet er in einer<br />

Erdspalte und tritt, jedenfalls in Stachelland, nicht wieder hervor. Es gibt<br />

Stachelländer, die in der Erdspalte unterirdische Höhlen vermuten mit<br />

unvorstellbaren Schätzen. Man munkelt von riesigen Salzvorkommen.<br />

Aber bisher ist jede Expedition dahin spurlos verschwunden. Manchmal,<br />

wenn die wöchentlichen Salzrationen ausbleiben oder gekürzt werden,<br />

treibt der Heißhunger einige Stachelländer in die Spalte. Bisher jedoch<br />

ist noch nie jemand zurückgekommen.«<br />

Zum ersten Mal hörten Plumplum und Hübeldübel von der Gier der<br />

Stachelländer nach Salz. Dass diese Gier eine lebensnotwendige Sucht<br />

war, ahnten sie in diesem Augenblick noch nicht.<br />

114<br />

»Mmh, mmh«, brummte Plumplum.<br />

»Was ist los?« fragte Hübeldübel.

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