PDF-Format - Hans Joachim Teschner
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jedoch gleich wieder abschüttelte.<br />
Auch das Geschäft seiner Nachbarin stand unter keinem guten Stern.<br />
Die wenigen Stachelländer, die in diesen hinteren Teil des Platzes vordran-<br />
gen, sogen scharf die Luft ein, rümpften die Nase und verließen schnur-<br />
stracks ihren Stand. »Eklig süß!« spien manche angewidert aus.<br />
»Deine Backkünste scheinen hier nicht zu verfangen«, sagte Zippel und<br />
versank ihn ihren traurigen blauen Augen.<br />
»Ja ich weiß«, erwiderte sie, »aber ich bringe es einfach nicht fertig,<br />
das Brot so sauer und salzig zu backen, wie es hier gewünscht wird. Es<br />
sind immer nur ein paar durchreisende Ausländer, die mir etwas abkau-<br />
fen.«<br />
»Wie kommt es«, fragte Zippel, und er bemühte sich um einen harmlo-<br />
sen Tonfall, »dass ich hier keine Soldaten des Generals sehe? Mit ihnen<br />
könnte ich sicher bessere Geschäfte machen.«<br />
Rosalinde sah ihn scharf an. Zippel errötete. Schließlich sagte sie:<br />
»Wenn du Geschäfte mit den Soldaten machen willst, ist es besser, du<br />
gehst aus meiner Nähe. Ich jedenfalls habe keinen Bedarf nach Krtzkrr<br />
Krieger und seiner Armee. Im übrigen kannst du unter Umständen noch<br />
eine Woche warten, bis sie aus der Stachelburg herauskommen. Man sagt,<br />
sie feiern ein Fest, den Sieg einer Schlacht oder so etwas Ähnliches. Bei<br />
solchen Gelegenheiten betrinken sie sich, bis der letzte Becher geleert ist,<br />
bis der letzte Tropfen aufgeleckt ist. Und das kann sieben oder acht Tage<br />
dauern.«<br />
»Heiliger Wabbelstein«, fluchte Zippel. Acht Tage konnte er nicht war-<br />
ten. Bis dahin hatte man ihn vermutlich entlarvt und ausgeliefert.<br />
Erst jetzt bemerkte er den ängstlichen Ausdruck Rosalindes. Hatte er<br />
was Falsches gesagt? Fing er etwa schon an, mit sich selbst zu reden?<br />
»Na dann«, sagte Zippel so leichthin, »es wird Zeit, die Zelte abzubre-<br />
chen.«<br />
Die Mittagsstunde war schon weit überschritten, und die meisten Händ-<br />
ler hatten ihre Sachen eingeladen und waren auf dem Heimweg. Zippel<br />
und Rosalinde packten ebenfalls zusammen und bahnten sich einen Weg<br />
durch das Chaos und die zurückgebliebenen Trümmer.<br />
»Mir scheint, du hast den gleichen Weg wie ich«, sagte Rosalinde, nach-<br />
dem sie schon zwei Straßen gemeinsam gelaufen waren. Zippel hielt an.<br />
Das war ihm gar nicht aufgefallen. Es war ihm wie die größte Selbstver-<br />
ständlichkeit vorgekommen. Wo sollte er sonst auch hin? Die Stachelburg,<br />
deren spitzen Türme in allen Richtungen über der Stadt hingen, war verrie-<br />
gelt und verrammelt.