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PDF-Format - Hans Joachim Teschner

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ihren Dienst. Plumplum rutschte auf den Boden. Dort beruhigte er sich<br />

langsam.<br />

Rosalinde hatte während des Anfalls keinen Augenblick Hübeldübel<br />

aus den Augen gelassen. Immer noch lag er wie tot auf dem Bett. Die<br />

magere Frau, für die es kein Zurück mehr gab, hielt das Fläschchen vor<br />

die Nase des Hünen. Nach einer endlosen Minute regte sich etwas.<br />

Hübeldübels Nasenflügel begannen zu zucken. Er schlug die Augen auf<br />

und schnupperte. Sein verschleierter Blick fiel auf Rosalinde, die sich tief<br />

über ihn gebeugt hatte. »Melanie?« flüsterte Hübeldübel verwirrt und<br />

richtete sich halb auf. Verwundert trat Rosalinde zurück. Schon wieder<br />

diese Melanie. Wer war sie? In Hübeldübels Blickfeld glitt das Fläschchen<br />

mit dem durchdringenden Geruch. Mit einer automatischen Bewegung<br />

griff der Hüne danach, und bevor Rosalinde richtig begriff, was passierte,<br />

hatte er den ganzen Rest des Stachelwurzes hinuntergeschluckt.<br />

»Ahoi!« hustete er, »nicht übel. Ein rechter Muntermacher.« Er warf<br />

die Decke zurück und sprang auf. »He, was hast du mit meinem Freund<br />

gemacht«, fragte er und wies auf den noch immer keuchenden<br />

Plumplum. »Überhaupt, wo bin ich eigentlich? Was ist passiert?«<br />

Aufmerksam beobachtete Rosalinde ihn. Gleich würde er von demsel-<br />

ben Anfall geschüttelt werden wie sein kugelbäuchiger Freund. Es konn-<br />

te nur noch Sekunden dauern.<br />

Doch nichts dergleichen geschah. Munter pfiff Hübeldübel einen wie-<br />

genden Shanty und stapfte voller Tatendrang durch die Stube. Plötzlich<br />

blieb er stehen. Seine Augen röteten sich. Wie unter einem Zwang<br />

musste er tief einatmen. Dann prustete er los. Ein Nieser nach dem<br />

anderen krachte aus seiner Brust und seiner Nase. Schon beim ersten<br />

»Hatschi!« pustete er die Kerze aus. Zwanzig mal donnerten seine Nie-<br />

ser wie Geschützfeuer durch die Hütte. Mit wildem Flügelschlag flüchte-<br />

ten die Geier auf dem First vor den zerstörerischen Niesausbrüchen des<br />

wabbelanischen Haudegen. Rosalinde rettete sich in ihren kleinen Garten<br />

und wartete dort das Ende des Gewitters ab. Beim zwanzigsten Prusten<br />

schien Hübeldübel der Schädel zu platzen. Er holte noch einmal tief Luft,<br />

dann fiel er kopfüber auf die Dielen. Es dauerte zehn Minuten, bis sein<br />

Geist sich entschloss, in diesem Leben doch noch einige Husarenstücke<br />

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