30.10.2013 Aufrufe

PDF-Format - Hans Joachim Teschner

PDF-Format - Hans Joachim Teschner

PDF-Format - Hans Joachim Teschner

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Umbo von Bumbo<br />

Der Verlauf des weiteren Marsches war abermals durch mühseliges<br />

Klettern und Kraxeln gekennzeichnet. Die dünne Höhenluft machte den<br />

Vieren schwer zu schaffen. Keuchend erreichten sie schließlich den höchs-<br />

ten Punkt des Gummibaumwaldes. Vor ihren Augen breitete sich ein<br />

dunkles Tal aus, dessen düstere Finsternis jedes Leben in sich verschlang.<br />

»Das Schattental«, erklärte Lanzetto, »wir sind bald da. Inmitten des<br />

Tales liegt die Festung Sextagon. Erkennen kann man sie von den Bergen<br />

aus nicht. Die kalten Schatten bedecken die Festung wie ein ewiger Mantel<br />

der Nacht und schützen sie vor den Blicken der Stachelländer, falls diese<br />

sich so nahe heranwagen sollten.«<br />

Aufatmend setzten die vier ihren Marsch fort. Die Aussicht auf ein reich-<br />

haltiges Nachtmahl und ein kuscheliges Ruhebett schien ihren Füßen Flügel<br />

zu verleihen. In engen Windungen und Serpentinen schlängelte sich der<br />

Pfad in die Tiefe. Doch auch der Abstieg stellte sich als ebenso mühselig<br />

und anstrengend heraus wie der Aufstieg, da die Wanderer jeden Schritt<br />

überaus behutsam setzen mussten, um nicht zu straucheln und rettungslos<br />

in die zerklüfteten Schluchten zu stürzen.<br />

Immer spärlicher und verkrüppelter klammerte sich der Baumbesatz an<br />

die kargen Felsen. Bald erreichten die Baumspitzen nur noch Kopfeshöhe,<br />

so, als bekämen sie keine Luft zum Leben. Steinige Geröllhalden verdräng-<br />

ten den saftigen Blätterwald. Noch streiften letzte Strahlen der unterge-<br />

henden Sonne die Wangen der Wanderer, doch die zerklüfteten und schrof-<br />

fen Schattenbilder der umliegenden Granitbrüche tauchte die vier in eisig-<br />

feuchte Umarmungen.<br />

Nur einmal noch wich das beklemmende Schattenreich der sinkenden<br />

Abendsonne. Gerade hatten die vier Freunde einen besonders gefährlichen<br />

Überhang bewältigt, als sich vor ihnen unvermutet ein Felsdurchgang öff-<br />

nete und ein glattes, ebenes Plateau freigab. Ein diffuser Lichtkegel wärm-<br />

te den Boden der Hochebene, aus dem weiße Dunstschwaden aufstiegen.<br />

An den Berghängen, die die Ebene begrenzten, grünten exotische Pflan-<br />

zen. Zwischen schwankenden Palmen und duftenden Eukalyptusbäumen<br />

klebte an einem sanft aufsteigenden Hang ein elfenbeinfarbener Tempel,<br />

an dessen Säulen Efeu und Weinreben rankten. Von irgendwo plätscherte<br />

das sprudelnde Rieseln eines Gebirgsbaches.<br />

Die müden Wanderer glaubten zu träumen. Selbstverloren verweilten<br />

sie vor dem Panorama und genossen den satten Frieden dieses Paradieses.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!