Download Kapitel 5 (PDF, 785 KB) - Volker Leib
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Internet Governance & ICANN<br />
www.volker-leib.de<br />
bestehende Monopolsituation und zum Hauptthema der Anhörung am 22. Juli 1999. Nicht<br />
zuletzt weil Network Solutions’ neuer CEO mangelhaft vorbereitet worden war, verlief die<br />
Anhörung so schlecht für das Unternehmen, daß die Presse titelte: „House Subcommittee<br />
gives NSI a Grilling“ (CNET News 1999-07-22). Der Monopolist geriet in die Defensive, und<br />
spätestens jetzt war allen Akteuren klar geworden, daß ICANNs Überleben von NSI abhing.<br />
Das Handelsministerium verstärkte seinen Druck und forderte NSI auf, die Bedingungen des<br />
elften Amendment zur Kooperationsvereinbarung umzusetzen (Wired News 1999-07-26).<br />
Doch Sanktionen standen dem Ministerium im Rahmen dieser Vereinbarung nicht zur<br />
Verfügung - die mögliche Kündigung der Vereinbarung schreckte NSI nicht. So blieb es dem<br />
Privatsektor überlassen, NSI in das ICANN-Regime zu bringen. Auf einem Treffen in<br />
Washington am 30. Juli 1999, das von Gordon Cook aufgedeckt wurde, nahmen Mitarbeiter<br />
von IBM und der ICANN zusammen mit vier angesehenen Internet-Pionieren den CEO von<br />
NSI und einen Vizepräsidenten des Mutterkonzerns SAIC in die Mangel. Sie erreichten<br />
schließlich, daß NSI einlenkte und zusagte, sich ICANN unterzuordnen und einen Beitrag zur<br />
Finanzierung zu leisten (Cook Report 2000). Auch wenn NSI damit seine Autonomie aufgab,<br />
hatte das Unternehmen seinen Handlungsspielraum maximal ausgereizt, bis die Stimmung<br />
kippte und eine Koalition aller gegen NSI drohte.<br />
Nach Verhandlungen zwischen NSI mit dem Handelsministerium und der ICANN entstand<br />
ein trilaterales System, das ICANN enorm stabilisierte. Dieses System schloß Ausweichmöglichkeiten<br />
im Domain Name System aus und ermöglichte bei den gTLDs den Durchgriff<br />
von oben nach unten bis zum Endkunden. Dadurch erhielt ICANN Sanktionsmacht im<br />
Domain Name System, während zugleich die Rolle des amerikanischen Handelsministeriums<br />
als „Autoritäts-Provider“ für das ICANN-Regime und Rückfallposition für den Fall des<br />
Scheiterns zementiert wurde. NSI als Betreiber der Registerdatenbanken wurde zum regulierten<br />
Monopol. Das Dreiecksverhältnis zwischen DoC, ICANN und NSI wurde im November<br />
1999 durch mehrere Vereinbarungen konstituiert (S. a. Froomkin 2000b: 89-93; Berkman<br />
Center for Internet and Society 1999):<br />
- DoC-ICANN: Memorandum of Understanding, Amendment 1<br />
- DoC-NSI: Cooperative Agreement, Amendment 19<br />
- ICANN-NSI: Registry Agreement; Registrar Transition Agreement, Registrar<br />
Accreditation Agreement<br />
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