Download Kapitel 5 (PDF, 785 KB) - Volker Leib
Download Kapitel 5 (PDF, 785 KB) - Volker Leib
Download Kapitel 5 (PDF, 785 KB) - Volker Leib
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Internet Governance & ICANN<br />
www.volker-leib.de<br />
Der dritte kritische Komplex betraf die Rolle anderer Staaten und der Europäischen<br />
Kommission. Während nur eine Handvoll Regierungen aus den OECD-Ländern sich für die<br />
Koordination des Internet und Domainnamen interessierte, engagierte sich die Europäische<br />
Kommission relativ früh in diesem Bereich. Die Kommission wurde durch eine Einladung der<br />
WIPO, sich an einer Arbeitsgruppe zum Markenrecht und Domain Names zu beteiligen, auf<br />
das IAHC aufmerksam (O'Reilly 1997). Sie brauchte eine gewisse Zeit, um sich zu informieren<br />
und Präferenzen zu bilden, aber die Unsicherheit blieb zu hoch, um eine konsistente<br />
Strategie verfolgen zu können. 142<br />
Die Anfangsphase des IAHC wurde von der Kommission kritisch beobachtet, nicht nur im<br />
Hinblick auf das Marken-Problem, sondern auch auf die Monopolstellung von Network<br />
Solutions und die Repräsentation Europas in dem neuen System. Die Kommission gehörte zu<br />
den Akteuren, die nach der Unterzeichnung des gTLD-MoU in Washington vorstellig wurden<br />
und den Stop dieser Aktivität forderten (Cook Report 6.3, Juni 1997). Andererseits unterstützte<br />
die EU, daß ETSI zu den ersten Signataren des gTLD-MoU gehörte (Cukier 1999a).<br />
Die „Roadshow“, die das IAHC bzw. iPOC in Washington und Brüssel veranstaltete, verfehlte<br />
bei der Kommission nicht ihre Wirkung. Als absehbar war, daß unter den neuen<br />
Domain-Anbietern viele europäische Unternehmen sein würden und daß CORE seinen Sitz in<br />
der Schweiz nehmen würde, erschien das IAHC-Arrangement der Kommission in einem<br />
anderen Licht. Ende 1997 konnte der zuständige Beamte der Kommission zufrieden feststellen:<br />
„[O]ne year ago I was calling for a more representative European participation in the IAHC<br />
process. I have to say that that objective has been largely achieved, although not at all in the<br />
way that I anticipated at the time“ (Wilkinson 1997).<br />
Was war mit dem „nicht vorhergesehen Weg“ gemeint? Die Annäherung zwischen der EU<br />
und dem IAHC war so weit gegangen, daß Christopher Wilkinson von der Internet Society<br />
zum Mitglied des Policy Oversight Committee ernannt worden war. 143 Das bedeutete: Ein<br />
Beamter der Europäischen Kommission, der fest davon überzeugt war, daß die Selbstregulierung<br />
des Internet ein klares Mandat der öffentlichen Hand brauchte, befand sich im<br />
wichtigsten Gremium des neuen Regimes. Verständlich, daß der Argwohn in der US-Admini-<br />
142 Auf einer Tagung der Kommission mit Repräsentanten der europäischen Internet community bat die<br />
Kommission um Hilfe bei der Verfassung von Schriftsätzen (O'Reilly 1997).<br />
143 Siehe ISOC Board of Trustees Meeting Minutes, Dec. 1997<br />
und Zusammensetzung des POC .<br />
156