Download Kapitel 5 (PDF, 785 KB) - Volker Leib
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Internet Governance & ICANN<br />
www.volker-leib.de<br />
nationalisierung des Internet, und es war hinreichend detailliert, um einen Korridor möglicher<br />
Lösungen vorzuschreiben. Die Lösungen mußten an vier Prinzipien ausgerichtet werden.<br />
1. Stabilität des Internet<br />
2. Wettbewerb und so viel Marktmechanismen wie möglich<br />
3. Bottom-up Koordination des Privatsektors statt Regierungskontrolle<br />
4. Repräsentation aller Gruppen mit Interessen am Internet und internationale Ausrichtung<br />
Ausgehend von diesen Grundsätzen unterschied das Grünbuch koordinative und kompetitive<br />
Funktionen. Die koordinativen Funktionen sollten von einem privaten, not-for-profit Unternehmen<br />
mit Sitz in den USA geregelt werden. Diese Funktionen betrafen die IP-Nummernverwaltung,<br />
die Verwaltung der Protokollparameter und das Root Server System. Dazu sollte<br />
dem neu zu gründenden Unternehmen die Autorität über diese Funktionen von der US-<br />
Regierung übertragen werden. Die US-Regierung sicherte zu, sich vollständig zurückziehen,<br />
sobald das neue System stabil und etabliert wäre. Die Belegschaft der IANA sollte übernommen<br />
werden, um Kontinuität zu sichern. Die finanziellen Aufwendungen der „new corporation“<br />
sollten von den Domain-Unternehmen gedeckt werden. Die Legitimität des neuen<br />
Unternehmens sollte durch ein repräsentatives, internationales Board erreicht werden, für das<br />
15 Direktoren aus dem technischen Bereich, den Domain-Unternehmen und den Nutzern<br />
vorgesehen waren. Angehörige von nationalen oder internationalen Regierungsorganisationen<br />
waren vom Direktorenamt ausgeschlossen. Der Idealtyp, den die Autoren des Grünbuchs vor<br />
Augen hatten, war eine transparente und wettbewerbsorientierte private Standardisierungsorganisation,<br />
die nicht durch eine Interessengruppe dominiert werden konnte, so daß<br />
nach US-Recht Antitrust-Klagen gegen die notwendigerweise einzige Spitzenorganisation<br />
ohne Aussicht auf Erfolg wären.<br />
Zu den koordinativen Funktionen zählte das Grünbuch auch die Erweiterung des Namensraums,<br />
wobei die neue Organisation die Aufgabe haben sollte „[t]o oversee policy for<br />
determining, based on objective criteria clearly established in the new organization’s charter,<br />
the circumstances under which new top-level domains are added to the root system“ (NTIA<br />
1998c). Die US-Regierung legte fest, daß in der Übergangsphase maximal fünf neue gTLDs<br />
geschaffen werden sollten, um Erfahrung zu sammeln, welche Auswirkungen der Wettbewerb<br />
im Domain Name System haben würde. An der Verwaltung der Ländercode-TLDs sollte sich<br />
nichts ändern, sofern die jeweiligen nationalen Regierungen den status quo bekräftigten.<br />
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