Download Kapitel 5 (PDF, 785 KB) - Volker Leib
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Internet Governance & ICANN<br />
www.volker-leib.de<br />
Der Vorstoß des ETSI wurde auch als Machtspiel der Europäer gewertet, doch die alte Kluft<br />
zwischen der Internet- und der Telefonwelt wog schwerer, so daß die technische Internet<br />
community den Einstieg ETSIs in die Vergabepolitik der IP-Nummern vereitelte.<br />
Bei der Bildung der Protocol Supporting Organization (PSO) kam ETSI letztlich zum<br />
Zuge. Zwar sah sich die IETF anfangs als alleiniges Mitglied der PSO, doch die Bewerbung,<br />
die von der IETF Arbeitsgruppe POISSON an ICANN ging, enthielt eine Reihe von Kriterien,<br />
die die Aufnahme von weiteren Mitgliedern in die PSO regelten. ICANN nahm den Vorschlag<br />
der IETF an, so daß diese Kriterien Eingang in das PSO MoU fanden. Danach konnten<br />
„open, international, voluntary technical standard and technical specification development<br />
organizations“ aus dem Bereich des Internet Mitglied der PSO werden, wenn sie u. a. eine<br />
Mindestgröße von 800 Individuen oder 80 Unternehmen hatten; wenn sie zeigen konnten, daß<br />
ihre Standards in signifikantem Ausmaß im Internet eingesetzt wurden und wenn sie keine<br />
Lizenzgebühren für die Verwendung verlangten. Für die erste Zusammensetzung der PSO<br />
spielte allerdings die Politik hinter den Kulissen eine nicht unerhebliche Rolle, so daß<br />
schließlich vier Standardisierungsorganisationen zu den Erstunterzeichnern des MoU gehörten:<br />
IETF, W3C, ETSI und ITU-T. 250 Eine Überzeugung verband die vier Akteure, nämlich<br />
sich abzugrenzen, damit auf keinen Fall die Probleme mit den Domainnamen in die PSO<br />
getragen würden.<br />
Die erste Initiative zur Bildung der Domain Name Supporting Organization (DNSO)<br />
wurde noch vor der offiziellen Gründung der ICANN gestartet. 251 Die Liste der Personen<br />
zeigte, daß die POC/CORE-Leute eine neue Chance witterten, ins Spiel zu kommen, was den<br />
aufmerksamen Beobachtern nicht entging (Cook Report 1998). Da das Akteurspektrum im<br />
Bereich der Domainnamen so breit wie heterogen war, verfügte die Initiative zwar über einen<br />
Startvorteil, konnte aber gar nicht anders als sich anderen Gruppierungen zu öffnen. Trotzdem<br />
entstanden mehrere Entwürfe für die DNSO, darunter eine eigener der International Trademark<br />
Association. Bis zum Einreichungstermin bei der ICANN gelang es, die verschiedenen<br />
Entwürfe in einen einzigen Vorschlag zu integrieren, der die Unterstützung von ganz unter-<br />
250 Origins of the PSO , PSO MoU .<br />
Ein späterer Antrag der ISO auf Aufnahme in die PSO wurde von der ITU und dem ETSI befürwortet,<br />
von der IETF und dem W3C jedoch abgelehnt, womit der Antrag mangels Einstimmigkeit gescheitert war<br />
.<br />
251<br />
First Draft of Proposal for DNSO Formation, September 23, 1998. Weitere Dokumente unter<br />
,<br />
.<br />
221