Download Kapitel 5 (PDF, 785 KB) - Volker Leib
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Internet Governance & ICANN<br />
www.volker-leib.de<br />
laufender Abgaben verzichtet (Siehe Tabelle). 115 Alle Mittel sollten in den von der ISOC zu<br />
verwaltenden TLD-Fonds fließen. Bei diesem Modell wurde in Kauf genommen, daß TLD-<br />
Betreiber bankrott gehen könnten, und entsprechende Vorkehrungen eingeplant, so daß<br />
registrierte Namen bei einem insolventen Domain-Anbieter nicht plötzlich offline gewesen<br />
wären.<br />
Die Verwaltungsstruktur, die der Entwurf beschrieb, war vom Interesse geprägt, die<br />
Spitzenorganisationen des DNS-Managements von Konflikten fernzuhalten und Streitigkeiten<br />
möglichst auf den unteren Ebenen zu regeln. Besonders was die juristische Problematik<br />
anging, erkannte Postel zwar die Brisanz, vertrat aber die bei den Technikern weit verbreitete<br />
Ansicht: „Domain names are intended to be an addressing mechanism and are not intended to<br />
reflect trademarks, copyrights or any other intellectual property rights.“ Etwaige Rechte<br />
Dritter an Buchstabenfolgen, die als Top-Level Domains angeboten werden sollten, müßten<br />
von den Antragstellern geklärt werden, nicht von den Koordinations-Gremien des Internet:<br />
„In any case the [sic] neither the IANA nor the ad hoc committee plan to spend any time or<br />
energy on research in this area“ (Postel 1996d).<br />
Die Übertragung von markenrechtlichen Ansprüchen auf Domainnamen war der Internet<br />
communnity sichtlich unangenehm, aber ein Faktum, das nicht negiert werden konnte. Das<br />
IAB und die IETF reagierten skeptisch auf die Pläne Postels. 116 Die IETF befürchtete, daß<br />
Postel an der IETF vorbeiarbeiten würde und daß zuviel Regulierung geschaffen würde<br />
(TechWeb News 1996-10-28). Das IAB stellte fest, daß in der Community kein Konsens über<br />
den Entwurf bestehe. Der Einwand war, daß die Erweiterung des TLD-Namensraums das<br />
Trademark-Problem nicht lösen würde. Allenfalls die Einrichtung von TLDs analog der<br />
Markenklassen könnte die Situation erleichtern. Ein anderer Internet Draft mit dem Titel „Top<br />
Level Domain Classification and Categorization“ (Higgs 1996) verfolgte genau diesen<br />
Ansatz. Einen ähnlichen Ausweg aus dem „TLD Fiasco“ schlug Quarterman (1996) vor,<br />
nämlich die Markenklassen der International Trademark Association im Domain Name<br />
System abzubilden, um so den Namensraum zu verbreitern und den bestehenden internatio-<br />
115 In der Literatur wird manchmal behauptet, der Draft Postel in der Version 01 hätte eine einmalige Gebühr von<br />
100.000 US-Dollar vorgesehen (So z. B. Stark 1997). Diese Zahl ist falsch, im Dokument (Postel 1996c) ist<br />
eindeutig und nur an einer Stelle von 10.000 Dollar die Rede. Auch im Protokoll zur Sitzung des ISOC Board,<br />
das dem Entwurf zustimmte und Postel anwies, fortzufahren, findet sich keine andere Zahl (ISOC 1996). Auf der<br />
Newdom-Liste gibt es einen Thread, der diskutiert, wieviel Startkapital eine Registry bräuchte, wobei in der<br />
allgemeinen Unsicherheit über diese Frage Summen zwischen 10.000 und 1 Mio. Dollar genannt wurden. Siehe<br />
den Thread „Will it cost 6 figures to start a registry?“ .<br />
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