Download Kapitel 5 (PDF, 785 KB) - Volker Leib
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Internet Governance & ICANN<br />
www.volker-leib.de<br />
In der teilweise konfusen Diskussion, welche neuen Endungen zum Zuge kommen sollten,<br />
blieben die genauen Auswahlkritierein unklar. Unter anderem wurde bekannt, daß die ITU per<br />
Brief ICANN aufgefordert hatte, keine Endungen auszuwählen, die mit der Telefonwelt zu<br />
tun hatten (Byfield 2000). Damit waren die abgegeben Angebote für .tel und ähnliche Ideen<br />
praktisch chancenlos. Am Ende einer über sechsstündigen Vorstandssitzung entschieden sich<br />
die anwesenden Direktoren einstimmig (und damit knapp mit der erforderlichen Mehrheit<br />
aller Board-Mitglieder) für sieben neue gTLDs. 272<br />
ausgewählten Anbietern die nötigen Vereinbarungen auszuhandeln.<br />
ICANN wurde angewiesen, mit den<br />
Vier der neuen Endungen waren offene gTLDs, bei denen der Vertrag jeweils direkt zwischen<br />
ICANN und dem Registerbetreiber zu schließen war, inklusive Regulierung der<br />
maximalen Preise pro Datenbankeintrag. Die übrigen drei TLDs waren für beschränkte<br />
Nutzergruppen, bei denen ICANN zwar eine Vereinbarung mit der betreuenden Organisation<br />
einging, aber die Politikformulierung weitgehend dem Sponsor überließ:<br />
- .biz (offen, in direkter Konkurrenz zu .com, Betreiber: NeuLevel)<br />
- .info (offen, als Alternative zu den bestehenden gTLDs, Afilias)<br />
- .name (offen, für individuelle Namen, Global Name Registry)<br />
- .pro (offen, vom Betreiber auf bestimmte Berufsgruppen eingeschränkt, Registry Pro)<br />
- .museum (für Museen, Sponsor: Museum Domain Management Association, MuseDoma)<br />
- .aero (für die Luftfahrt, Societé Internationale de Télécommunications Aéronautiques,<br />
SITA)<br />
- .coop (für Genossenschaften, National Cooperative Business Association, NCBA)<br />
Die Verhandlungen sollten bis Ende des Jahres 2000 abgeschlossen werden, doch sie zogen<br />
sich durch immer kompliziertere Verträge in die Länge. Erst im Mai 2001 konnten die ersten<br />
Vereinbarungen in den offenen TLDs vervollständigt werden: die jeweiligen Verträge<br />
enthielten neben dem Registry Agreement mehr als 20 Anhänge. Bei der TLD .pro wurden<br />
die Verträge zwischen ICANN und dem Betreiber erst nach über eineinhalb Jahren, im Mai<br />
2002, vollendet. Die lange Dauer lag darin begründet, daß man bei .pro plante, als erste TLD<br />
jeden Antragsteller zu überprüfen und zusammen mit dem Domainnamen ein digitales<br />
Zertifikat für Verschlüsselung und digitale Signatur auszugeben (Heise News 2002-05-09).<br />
Zwar ließ sich nachvollziehen, daß ICANN gerade in der ersten Runde ein hohes Ab-<br />
272 Siehe im Video-Archiv der Sitzung ab 5 h 48 min ,<br />
inoffizielle Mitschrift: .<br />
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