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Download Kapitel 5 (PDF, 785 KB) - Volker Leib

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Internet Governance & ICANN<br />

www.volker-leib.de<br />

wurden. Das IAB wurde zum technischen Beratungsausschuß der ISOC und gleichzeitig<br />

umbenannt in Internet Architecture Board (vorher: Activities). Nach der bisherigen Ordnung<br />

betraf diese Entscheidung auch die IETF, und so meldete das IAB im Internet Monthly Report<br />

vom Juni 1992: „IAB/IETF NOW PART OF ISOC“ 102 .<br />

Die Versammlung der Internet-Experten in Kobe und nicht zuletzt personelle Überlappungen<br />

des ISOC Boards und des IAB legten nahe, am Rande der Konferenz auch ein Treffen<br />

des IAB abzuhalten. Das IAB beschäftigte sich mit der damals brennenden Frage, wie der<br />

drohenden Knappheit an IP-Adressen und der Explosion der Routing-Tabellengröße begegnet<br />

werden könne. Eine neue Version des Internet-Protokolls mit stark erweitertem Adreßraum<br />

war das Ziel. Um dieses Ziel möglichst schnell zu erreichen, verständigte sich das IAB<br />

darauf, daß das bereits vorhandene Connection-Less Network Protocol aus der Open Systems<br />

Archticture der ISO (CLNP OSI) angepaßt werden könnte, um im Internet Verwendung zu<br />

finden. Doch als dieser Beschluß bekannt wurde, brach ein vehementer Sturm der Entrüstung<br />

los: viele der IETF-Aktiven witterten Verrat. Es kursierte die Vermutung, daß das IAB -<br />

gerade eben unter das Dach der ISOC geschlüpft - sich den OSI-Standards zuwenden wolle<br />

und die Standardisierung des Internet an die ISO übergeben wolle. Christian Huitema, der den<br />

Entwurf im IAB mitgestaltete, rekapitulierte die Ereignisse so:<br />

„We thought that our wording was very careful, and we were prepared to discuss it and try to<br />

convince the Internet community. Then, everything accelerated. Some journalists got the<br />

news, an announcement was hastily written, and many members of the community felt<br />

betrayed. They perceived that we were selling the Internet to the ISO and that headquarters<br />

was simply giving the field to an enemy that they had fought for many years and eventually<br />

vanquished“ (Huitema 1997).<br />

In der üblichen Vorgehensweise hatte das IAB kein Recht zu entscheiden, zumal der IAB-<br />

Entwurf nur einer von drei kursierenden Vorschlägen für ein neues Internet-Protokoll war.<br />

Das IAB versuchte, die Wogen zu glätten - der Vorsitzende Lyman Chapin erklärte, daß<br />

keinesfalls die Absicht bestand das Internet künftig auf Basis der ISO OSI-Standards aufzubauen<br />

(Chapin 1992). Auf der nächsten IETF-Tagung im Juli 1992 wurde der Vorschlag des<br />

IAB formell zurückgenommen. Trotzdem war der Vorfall damit nicht beendet, sondern die<br />

IETF reagierte mit einer tiefgreifenden Reorganisation des Standardisierungsprozesses, durch<br />

die der Einfluß des IAB und der ISOC auf die Standardisierung stark reduziert wurde. Die<br />

IETF-Arbeitsgruppe POISED (RFC 1640) erarbeitete die entsprechenden neuen Regelungen<br />

102 <br />

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