Download Kapitel 5 (PDF, 785 KB) - Volker Leib
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Internet Governance & ICANN<br />
www.volker-leib.de<br />
sicherungsbedürfnis hatte, doch die daraus resultierende Bürokratisierung führte bei vielen zu<br />
der Erkenntnis, daß die private Selbstregulierung des Internet nicht notwendigerweise mit<br />
„Internet speed“ vorangehe, was Magaziner immer als Vorzug gepriesen hatte.<br />
Im Juni 2001 wurden mit .biz und .info erstmals seit der Einführung des Domain Name<br />
System im Jahre 1985 neue gTLDs in die DNS Root aufgenommen. 273 Die Vermarktung der<br />
neuen Namen wurde im Herbst 2001 aufgenommen, wobei es in der Anfangsphase zu<br />
erheblichen Schwierigkeiten kam. Die für Markeninhaber eingeplante Vorregistrierungsphase<br />
(„sunrise period“) wurde von vielen Schwindlern genutzt, um mit erfundenen Markenansprüchen<br />
Namen zu blockieren, was mangels Einzelprüfung durch die Registerbetreiber<br />
leicht möglich war. Außerdem verbot ein US-Gericht das Losverfahren, das der .biz-Betreiber<br />
bei mehreren gleichlautenden Registrierungen anwenden wollte, als illegale Lotterie, denn die<br />
Kunden hätten mit der bezahlten Vorabregistrierung nur eine Gewinnchance erworben.<br />
Die zunehmende Bürokratisierung und die schleppende Realisierung der neuen gTLDs<br />
schreckte sowohl ICANN wie weitere interessierte Anbieter ab. Ursprünglich hatte ICANN<br />
geplant, nach der ersten Erweiterung möglichst schnell eine zweite Runde durchzuführen -<br />
auch um Klagen der Unterlegenen zu verhindern. An der Durchführung von ICANNs<br />
Schönheitswettbewerb entzündete sich erneut Kritik. Angesichts intransparenter Kriterien und<br />
inkonsistenter Entscheidungsgründe lag die Charakterisierung des Verfahrens als „7 aus 44“<br />
nahe (Heise News 2001-02-05). Weitere Urteile bewegten sich zwischen Willkür und<br />
Begünstigung. Bei genauerer Betrachtung, welche Betreiber den Zuschlag erhalten hatten,<br />
stellte man fest, daß ICANN kein Risiko eingangen war, sondern in der Mehrheit bewährte<br />
Kräfte ausgesucht hatte. Dies konnte man damit begründen, daß Stabilität oberstes Gebot war,<br />
aber Vermutungen, daß persönliche Beziehungen in einigen Fällen eine Rolle gespielt hatten,<br />
ließen sich nicht völlig ausräumen. Bei vier der sieben Auserwählten handelte es sich um<br />
Altbekannte der Szene oder es waren Akteure beteiligt, die seit längerem in der Domain-<br />
Politik aktiv waren. Bei NeuLevel, dem Betreiber von .biz, handelte es sich um ein Joint<br />
Venture aus zwei etablierten Unternehmen: NeuStar, ein Tochterunternehmen von Lockheed<br />
Martin, verwaltete auch die amerikanischen Telefonnummern, während Melbourne IT zu den<br />
Signataren des gTLD-MoU gehörte und von ICANN bereits zu den ersten fünf Test-<br />
Registraren ausgewählt worden war. Afilias (.info) war ein Konsortium der größten<br />
Registrare, dem nicht nur NSI angehörte, sondern auch CORE und Register.com, also<br />
273 Abgesehen von .int (1988).<br />
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