Download Kapitel 5 (PDF, 785 KB) - Volker Leib
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Internet Governance & ICANN<br />
www.volker-leib.de<br />
werden, was nicht nur technischen Problemen geschuldet war. 240 Außerdem erhob NSI<br />
Anspruch auf die Whois-Datenbank der registrierten Domainnamen, die nach dessen Auffassung<br />
Kundendaten enthielt und somit Eigentum des Unternehmens waren. Diese Daten waren<br />
über das InterNIC öffentlich und frei abrufbar, und NSI versuchte, die Nutzung dieser Daten<br />
zu kommerzialisieren (Cukier 1999b).<br />
Bis zum Juli 1999 ging NSIs Strategie auf, dann machte das Unternehmen einen Fehler<br />
und geriet in die Defensive. Es war bezeichnend für den Politikprozeß zur DNS-Institutionalisierung,<br />
daß letztlich nicht die US-Regierung, sondern der Privatsektor quasi die Funktion des<br />
Hierarchen übernahm und NSI zur Anerkennung der ICANN brachte. Für den Verlauf der<br />
Ereignisse spielte zunächst eine Rolle, daß das US-Justizministerium das Verhalten NSIs<br />
untersuchte und die Europäische Kommission im Juni ein kartellrechtliches Ermittlungsverfahren<br />
gegen NSI aufnahm (Computerwoche Nr. 27/99, 99-07-09). Die stärkere Wirkung<br />
entfaltete aber die Kongreßanhörung „Domain Name System Privatization: Is ICANN out of<br />
Control?“ 241 . Diese Anhörung warf wochenlang ihre Schatten voraus und brachte schließlich<br />
den Wendepunkt zur Stabilisierung ICANNs. ICANN stand in der öffentlichen Kritik - und<br />
vor dem finanziellen Ruin, es bestand eine echte Gefahr des Scheiterns. Kritisiert wurde eine<br />
ganze Liste von Punkten, insbesondere die nicht-öffentlichen Direktoriumssitzungen, die<br />
Akkreditierungsbedingungen für Registrars und das geplante Domain-Konfliktschlichtungsverfahren.<br />
Vor allem die geplante Gebühr von einem Dollar pro Domainnamen erhitzte die<br />
Gemüter, sie wurde als illegale Domain-Steuer gebrandmarkt. ICANN versuchte in einem 40-<br />
seitigen Brief an den Ausschußvorsitzenden Bliley 242 , ihre Situation zu erläutern (CNET<br />
News 1999-07-07, 1999-07-09).<br />
In einem klugen Zug der „Vorwärtsverteidigung“ erklärte ICANN kurz vor der Anhörung,<br />
sie werde auf die 1$-Gebühr verzichten und die Sitzungen des Direktoriums öffentlich<br />
machen. Damit war die „Domain-Steuer“ vom Tisch, ICANN lenkte von sich ab, und NSI<br />
geriet in den Brennpunkt. So wurde die Verzögerungstaktik NSIs und die immer noch<br />
240 Die Amendments Nr. 12 bis 19 zur Kooperationsvereinbarung gaben Zeugnis der wiederholten Terminverschiebungen<br />
.<br />
241 Oversight Hearing of the Subcommittee on Oversight & Investigations, July 22, 1999 .<br />
Ein 320-seitiges Transkript der Anhörung liegt als <strong>PDF</strong>-Datei (8,5 MB!) vor: . Inoffizielles Protokoll und Audioarchiv beim Harvard Berkman Center:<br />
.<br />
242 ICANN-Bliley Letter .<br />
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