Download Kapitel 5 (PDF, 785 KB) - Volker Leib
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Internet Governance & ICANN<br />
www.volker-leib.de<br />
5.7.2 ICANNs Schönheitswettbewerb: Die Erweiterung des gTLD-Namensraums<br />
In ICANNs Gründungsartikeln wurde die schwerwiegende Bedeutung der Einführung neuer<br />
gTLDs kaum deutlich. Mit einem merkwürdigen Halbsatz in der Aufzählung der Aufgaben<br />
wurde ICANN zugeschrieben:<br />
„(iii) performing and overseeing functions related to the coordination of the Internet domain<br />
name system ('DNS'), including the development of policies for determining the<br />
circumstances under which new top-level domains are added to the DNS root system“<br />
(ICANN 1998).<br />
Die kontrollierte Erweiterung des TLD-Raumes war mit einer wesentlichen Voraussetzung<br />
verbunden, nämlich daß die einheitliche und alleinige Spitze des DNS (unique root oder<br />
single root) beibehalten wurde. ICANN bekannte sich klar zum Prinzip einer einheitlichen,<br />
autoritativen DNS Root und hatte in dieser Frage das IAB hinter sich (RFC 2826). Die<br />
Vorarbeiten zur Einführung neuer gTLDs leistete eine Arbeitsgruppe von ICANNs Domain-<br />
Unterorganisation (DNSO Working Group C: new gTLDs) 268 . Nach einem Arbeitsprozeß, in<br />
dem die Argumente pro und contra neuer gTLDs ausführlich (und für die alten Hasen zum<br />
wiederholten Male) durchdekliniert wurden und die gegensätzlichen Positionen aufeinanderprallten,<br />
erreichte die Arbeitsgruppe einen „rough consensus“. In ihrem Bericht sprach sie<br />
sich für die Einführung von 6-10 neuen gTLDs in der ersten Runde und für eine<br />
anschließende Evaluierung der Auswirkungen aus. Als Verfahren wurde vorgeschlagen, per<br />
„Schönheitswettbewerb“ die neuen Endungen und ihre Registerbetreiber auszuwählen, wozu<br />
die Arbeitsgruppe Kriterien lieferte (DNSO WG-C Report 2000; DNSO WG-C Supplement<br />
2000). Alternative Modi wurden nicht ernsthaft diskutiert. Eine Versteigerung von neuen<br />
TLDs hätte bedeutet, daß ICANN vorher die Endungen hätte festlegen müssen, was die<br />
Kreativität von TLD-Geschäftsideen unterbunden hätte. Außerdem wäre zu klären gewesen,<br />
wie ICANN als nichtkommerzielle Organisation mit dem Erlös umzugehen gehabt hätte.<br />
Auf der ICANN-Tagung in Yokohama (Juli 2000) nahm das Direktorium den Vorschlag<br />
der DNSO an und leitete ein Verfahren ein, um „in a measured and responsible manner“ den<br />
.<br />
268 Einstieg: Working Groups and Committees of the DNSO ,<br />
Überblick: . Die Arbeitsgruppe B zur Umsetzung der<br />
Markeninteressen in den neuen gTLDs wird hier außer Acht gelassen.<br />
232