Download Kapitel 5 (PDF, 785 KB) - Volker Leib
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Internet Governance & ICANN<br />
www.volker-leib.de<br />
Analysten nicht ab, sie nahmen vielmehr an, daß NSI auf dem rapide wachsenden Markt seine<br />
führende Stellung werde verteidigen können. Dank seiner privilegierten Stellung konnte NSI<br />
anders als viele NASDAQ-Unternehmen einen Gewinn aufweisen, und die Aussichten auf<br />
Umsatz- und Gewinnwachstum waren rosig. Der Aktienkurs von NSI stieg von Januar bis<br />
März um über 120% (CNET News 1998-03-24).<br />
Die Preise für Domainnamen sanken zum 1. April, allerdings kostenneutral für Network<br />
Solutions, denn die Senkung betraf den Anteil, der in den „Intellectual Infrastructure Fund“<br />
(IIF) floß. Wie im Grünbuch gefordert, beendete die NSF die Abgabe in den Fonds mit dem<br />
Beginn der „ramp-down“-Phase des Cooperative Agreement 190 , so daß sich die Registrierung<br />
eines Namens beim InterNIC von 100 auf 70 Dollar ermäßigte (Erstregistrierung für zwei<br />
Jahre, jährliche Verlängerung 35 Dollar). In dem Fonds waren von September 1995 bis März<br />
1998 über 50 Mio. Dollar aufgelaufen, die in die Weiterentwicklung des Internet fließen<br />
sollten. Ursprünglich hatte die NSF erwartet, daß einige hunderttausend Dollar zusammenkommen<br />
würden. Der uneingeplante Geldsegen weckte Begehrlichkeiten und sorgte für<br />
politische und rechtliche Auseinandersetzungen. 191<br />
Nachdem die Frist zur Abgabe von Stellungnahmen zum Grünbuch abgelaufen war, setzte<br />
eine geschäftige Betriebsamkeit vor und hinter den Kulissen ein. Während die NTIA die<br />
Kommentare auswertete, stürmten die Interessenvertreter auf Magaziner ein. Clintons<br />
Internet-Berater wurde zu einem der gefragtesten Gesprächspartner. Er wurde zum Hearing in<br />
den Kongreß gebeten, er wurde von Vertretern der Europäischen Kommission aufgesucht, er<br />
reiste nach Australien, und er traf sich weiter mit Internet-Experten. 192<br />
190 Das Ende der Abgabe wurde formell am 12. März 1998 im neunten Zusatz zur NSF-NSI-Kooperationsvereinbarung<br />
geregelt .<br />
191 Der Intellectual Infrastructure Fund beschäftigte die Gerichte bis hin zum US Supreme Court. Der Kongreß<br />
autorisierte im Oktober 1997 die NSF, 23 Mio. USD für das „Next Generation Internet“-Projekt zu verwenden<br />
(CNET News 1997-10-14). Im selben Monat verklagte eine Gruppe von Domain-Inhabern, genannt „American<br />
Internet Registrants Association“ (www.aira.org), die NSF und NSI unter anderem darauf, daß die IIF-Abgabe<br />
eine illegale Steuer sei. Am 9. April 1998 erhielt die Gruppe recht, doch der Richter wies darauf hin, daß der<br />
Kongreß die Abgabe noch rückwirkend legalisieren könne (CNET News 1998-04-09). Dies geschah im Mai im<br />
Rahmen der „Emergency Supplemental Appropriations Bill“, Section 8003. Gegen die rückwirkende Autorisierung<br />
starteten einige Abgeordnete die Gesetzesinitiative „Hompage Tax Repeal Act“, durch die die IIF-<br />
Abgabe den Kunden zurückerstattet werden sollte . Der<br />
Rechtsstreit zwischen der AIRA und NSF/NSI endete schließlich am 18. Januar 2000 vor dem Supreme Court<br />
mit einem Sieg für die NSF und NSI.<br />
Network Solutions Pressemeldung: <br />
Supreme Court Entscheidung: .<br />
192 Hearing zum Grünbuch am 31. März 1998 (105. Kongreß): U.S. House of Representatives Committee on<br />
Science, Subcommittee on Basic Research and Subcommittee on Technology: „The Domain Name System:<br />
Where Do We Go From Here?“. Sitzungsvorlage und Papiere der befragten Sachverständigen:<br />
, .<br />
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