Download Kapitel 5 (PDF, 785 KB) - Volker Leib
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Internet Governance & ICANN<br />
www.volker-leib.de<br />
mittee das interim POC ab, und CORE vergab den Auftrag für das Shared Registry System.<br />
Über 80 Unternehmen hatten sich als Registrare qualifiziert und waren CORE-Mitglieder<br />
geworden. Viele Registrare begannen, Vorregistrierungen für Namen in den CORE-TLDs<br />
entgegenzunehmen (was manche Firmen bereits seit bekannt werden der neuen Endungen<br />
getan hatten). Den Auftrag für das Shared Registry System erhielt die Emergent Corporation,<br />
ein Datenbankspezialist, der von Oracle-Mitarbeitern gegründet worden war. Die Kapazität<br />
des Systems wurde so angelegt, daß neben den neuen gTLDs auch die alten zu bewältigen<br />
wären, sollten sie für CORE verfügbar werden (ZDNET News 1997-11-12). Doch zu dieser<br />
Zeit war es nicht opportun, öffentlich über die Übernahme der NSI-TLDs zu sprechen.<br />
Vielmehr versuchte CORE, sich als eigenständig darzustellen, unberührt von den Planungen<br />
der US-Regierung. Auf einer Pressekonferenz Anfang November antwortete der CORE-<br />
Vertreter John Gilmore auf die Frage, ob die neuen TLDs denn überhaupt starten könnten:<br />
„Yes there are political concerns here (...) ...so while I could see the government has some<br />
decisions to make, particularly about with [sic] how it wants to deal with its own contractor,<br />
Network Solutions, I can't see there being too much opposition to adding seven domains that<br />
have the general support of the Internet community -- and that will mearly compete with<br />
Network Solutions, as opposed to say trying to take over from them or replace them.“ 161<br />
Angesichts solcher Äußerungen sah sich die US-Regierung genötigt, die IANA zu warnen,<br />
unter keinen Umständen die CORE-gTLDs in den Root Server einzutragen. Magaziner<br />
machte Postel am 10. Dezember klar, daß eine solche Handlung als krimineller Akt aufgefaßt<br />
und verfolgt werden würde (Cook Report 2000). CORE sah durch dieses Verbot seine<br />
Chancen schwinden und setzte darauf, Fakten zu schaffen. Das Kalkül war, daß die US-<br />
Regierung die neuen TLDs schwerlich wieder löschen lassen konnte, sollten sie erst einmal<br />
aktiv sein. Wahrscheinlicher war in diesem Fall die nachträgliche Legitimierung. Die Regierung<br />
könnte ihr Gesicht wahren, indem sie den Wettbewerb und die private Selbstorganisation<br />
begrüßen würde, aber zugleich zusätzlichen Handlungsbedarf anmelden würde. CORE war<br />
auch bereit, den Preis gerichtlicher Auseinandersetzungen zu zahlen, was gegenüber dem Aus<br />
des Unterfangens das kleinere Übel zu sein schien. Besonders John Gilmore drängte, die<br />
TLDs in die Root einzutragen. Gilmore war Mitbegründer der EFF, Mitglied im ISOC Board<br />
of Trustees und Präsident des CORE-Registrars „Top Level Registries“.<br />
161 Transkript des Interviews: (CNET News<br />
1997-11-04).<br />
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