Download Kapitel 5 (PDF, 785 KB) - Volker Leib
Download Kapitel 5 (PDF, 785 KB) - Volker Leib
Download Kapitel 5 (PDF, 785 KB) - Volker Leib
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Internet Governance & ICANN<br />
www.volker-leib.de<br />
in die Root Zone-Datei eintragen können. Doch so weit kam es nicht, denn die US-Regierung<br />
erfuhr recht schnell von der Umleitung.<br />
Magaziner war auf Europa-Reise und gerade in Davos auf dem Weltwirtschaftsforum<br />
angekommen, als er am Abend des 29. Januars über den Zwischenfall informiert wurde.<br />
Sofort kontaktierte er die DARPA, die NSF und das DoC und ließ gegen halb vier Uhr<br />
morgens eine Telefonkonferenz schalten, an der auch Postel teilnahm. Ihm wurde klargemacht,<br />
daß ohne die Zustimmung der Regierung keine Änderungen an der Spitze des DNS<br />
vorgenommen werden dürften. Postel lenkte ein. Wenige Tage später gab er bekannt, der<br />
„Test“ sei beendet und der vorherige Zustand wieder hergestellt (CNET News 1998-02-04).<br />
Magaziner reagierte nachsichtig, indem er dafürhielt, den Fehler schnell zu vergessen und<br />
die IANA in eine neue Form zu überführen. Aber er hatte die Autorität der US-Staatsgewalt<br />
im Internet unmißverständlich demonstriert. Die Verfechter der Internet-Selbstregierung<br />
reagierten mit Unverständnis und wiesen daraufhin, daß der „Test“ gerade die Selbststeuerungsfähigkeit<br />
gezeigt habe, da zu keiner Zeit der Betrieb des Internet beeinträchtigt<br />
gewesen sei. Für die Industrie war der Vorfall der Beweis dafür, daß die Governancestruktur<br />
des Internet nicht reif für den E-Commerce war und dringend auf eine rechtlich sichere Basis<br />
gestellt werden mußte. Stimmen aus dem Ausland äußerten sich besorgt über die starke<br />
Stellung der US-Regierung und forderten die Internationalisierung der Internet-Politik<br />
(Cukier 1998; Simon 1998; Washington Post 1998).<br />
Der IAHC-Plan war damit in seiner ursprünglichen Form endgültig gescheitert, denn es<br />
war nun offensichtlich, daß der Privatsektor nicht allein über die Erweiterung des Namensraums<br />
bestimmen durfte. Die US-Regierung hatte die Zügel in die Hand genommen, und<br />
damit hatte sich das Möglichkeitsfenster für das gTLD-MoU und die CORE-TLDs geschlossen.<br />
Die einzige Chance, die dem IAHC-Arrangement blieb, lag darin, doch noch die<br />
Zustimmung der US-Regierung zu erringen, was nach dem Vorfall jedoch sehr unwahrscheinlich<br />
war.<br />
5.5.2 Privatisierung und Wettbewerb durch eine amerikanische Verordnung? Das<br />
US-Grünbuch<br />
Am 30. Januar 1998 veröffentlichte die NTIA das lange erwartete Papier „Improvement of<br />
Technical Management of Internet Names and Addresses“, das „Green Paper“ (NTIA<br />
174