Download Kapitel 5 (PDF, 785 KB) - Volker Leib
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Internet Governance & ICANN<br />
www.volker-leib.de<br />
don't think jumping the gun by trying to create the new iTLDs outside of the IETF is going to<br />
go any where.“ 123 Zwar konnte man sich auf die Definition des Problems einigen, nicht aber<br />
auf eine Lösung, und so ließ sich über die iNIC-Arbeitsgruppe sagen: „[D]er rough<br />
consensus, der sich bis zum Herbst 1996 herausgebildet hatte, [reichte] nicht viel weiter als<br />
bis zur Unzufriedenheit mit dem status quo“ (Recke 1997: 22, Hervorh. i. Orig.). Für die<br />
Internet-Ingenieure war das eine Niederlage, denn damit zeigte sich, daß der im technischen<br />
Bereich so überaus erfolgreiche IETF-Prozeß bei ökonomischen und verteilungspolitischen<br />
Problemen nicht ebenso in kurzer Zeit zu einer praktikablen Lösung führte. „Running code“<br />
zu produzieren war einfacher als eine legitime Wettbewerbsordnung für das Domain Name<br />
System zu erstellen. Trotzdem blieb in der IETF das Ideal der Selbstregulierung unbeschädigt,<br />
niemand wünschte ein Eingreifen des Staates.<br />
Doch die Ungeduld wuchs. Im Oktober stellte der Autor der Nameserver-Software BIND<br />
Paul Vixie der Internet community quasi ein Ultimatum, indem er drohte, die kommerziellen<br />
Provider über die Wurzel des DNS entscheiden zu lassen. Wer über die Leitungen des<br />
Internet verfüge, solle auch über die Namen verfügen:<br />
„If IANA's proposal stagnates past January 15, 1997, without obvious progress and actual<br />
registries being licensed or in the process of being licensed, I will declare the cause lost. At<br />
that point it will be up to a consortium of Internet providers, probably through CIX if I can<br />
convince them to take up this cause, to tell me what I ought to put into the "root.cache" file<br />
that I ship with BIND. (...) At some point it will become necessary for the people who own<br />
the majority of the fabric to decide what names should be available to their customers“ (Vixie<br />
1996). 124<br />
Auch in der US-Regierung wuchs das Unbehagen. Der beratende Ausschuß des Federal<br />
Networking Council (FNCAC) stellte fest, daß die Angelegenheit den Agenturen der<br />
Forschungsförderung über den Kopf gewachsen war. In einer Resolution vom 21. Oktober<br />
1996 drängte das Komitee darauf, daß die NSF schnellstens von der Aufgabe im DNS befreit<br />
werden müßte: „The FNCAC reiterates and underscores the urgency of transferring responsibility<br />
for supporting U.S. commercial interests in ITLD administration from the NSF to an<br />
appropriate entity“ (FNCAC 1996). Welche Regierungsagentur geeignet wäre, blieb jedoch<br />
unklar. Bis zu einer Entscheidung mußten die NSF und der FNC weitermachen, und so<br />
122<br />
Siehe sowie die Buchpublikation zur Konferenz<br />
(Kahin/Keller 1997).<br />
123<br />
E-Mail von R. Wesson auf der Newdom-Liste vom 16. Juli 1996: iNIC Charter V-0.3<br />
.<br />
124 Vixie verhielt sich aber weiterhin loyal zur IANA und relativierte sein „Ultimatum“ in einem späteren Beitrag<br />
auf der Newdom-Liste (26. November 1996 ).<br />
138