Download Kapitel 5 (PDF, 785 KB) - Volker Leib
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Internet Governance & ICANN<br />
www.volker-leib.de<br />
Zwei bedeutende Treffen seien hier herausgestellt. Am 24. April 1998 kamen Vertreter des<br />
POC, des CORE und der ISOC mit Magaziner und der NTIA zusammen. Magaziner gab<br />
bekannt, daß die US-Regierung zum im Arbeit befindlichen Weißbuch keine Kommentare<br />
mehr anfordern würde, sondern daß es das endgültige Dokument der Internet-Politik der<br />
Regierung sein werde. CORE könne den Rechtsweg gegen die Regierung einschlagen, aber<br />
ihre Meinung sei, daß sie aus juristischen Anfechtungen von welcher Seite auch immer als<br />
Gewinner hervorgehen würde. Die Zielrichtung des neuen Papiers sei aber darauf ausgerichtet,<br />
„achieving the greatest consensus in the shortest amount of time“ (Davis 1998). Die<br />
Vertreter von POC, CORE und ISOC rückten von ihrem Konfrontationskurs ab. Sie stimmten<br />
zu, daß der Zeitfaktor essentiell sei. Wenn die neue Organisation schnell, effizient und frei<br />
von Eingriffen der US-Regierung handeln könne, sei man bereit, die Politik Magaziners zu<br />
unterstützen, vor allem dann, wenn die neue Organisation selbst die Schlüsselentscheidungen<br />
treffen könne. Wenn also die dringend notwendigen Entscheidungen über Wettbewerb im<br />
Domainmarkt und die Einführung neuer gTLDs in wenigen Monaten getroffen werden<br />
könnten, würden sie die Politik der Regierung mittragen (Davis 1998).<br />
Am 28. April trafen der Rechtsanwalt David R. Johnson sowie ein Vertreter des POC<br />
(David Maher) und von IBM (Roger J. Cochetti, Director Policy and Business Planning, IBM<br />
Internet Divsion) mit Magaziner und der NTIA zusammen. Johnson war ein Washington<br />
Insider, er kam wie Becky Burr, die nun bei der NTIA für die Domain-Politik verantwortlich<br />
war, von der law firm Wilmer, Cutler & Pickering. Er hatte früh begonnen, sich mit dem<br />
Internet zu beschäftigen und kannte aus seiner Zeit bei der EFF auch den Internet-Experten<br />
David Farber. Johnson legte den Regierungsvertretern ein von ihm und Farber verfaßtes<br />
Papier vor, in dem es darum ging, die politische Dimension der neuen Governancestruktur<br />
herauszustellen. Die Autoren machten klar, daß es nicht nur um technische Koordination des<br />
Internet gehe, sondern daß die neue Organisation im Hinblick auf das Domain Name System<br />
notwendigerweise politische Entscheidungen treffen müsse. Sie schlugen deshalb als politisches<br />
Entscheidungsorgan eine non-profit Organisation, genannt „Name Council“, vor, der<br />
von der rein technisch orientierten neuen IANA getrennt sein sollte. Sie argumentierten, daß<br />
der „Name Council“ für seine Funktion eine hohe Legitimität brauche, sowohl in der Industrie<br />
als auch bei Regierungen. Die Ratifizierung der Gründungsdokumente und die Verantwort-<br />
Treffen mit der Europäischen Kommission am 8. April und der Regierung Australiens am 17. April 1998:<br />
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