Download Kapitel 5 (PDF, 785 KB) - Volker Leib
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Internet Governance & ICANN<br />
www.volker-leib.de<br />
wurde die Einführung von Wettbwerb im Domain Name System durch die folgenden Kernpunkte<br />
geregelt: 236<br />
- Entwicklung eines „Shared Registration System“ für .com, .org und .net durch NSI und<br />
Beginn einer Testphase mit fünf neuen Wettbwerbern im April 1999<br />
- Diskriminierungsfreier Zugang (equal access) der Konkurrenten zur Registerdatenbank<br />
und Preisregulierung (price cap) für NSIs Registry-Dienste<br />
- Anerkennung der Autorität ICANNs („NewCo“) seitens NSI durch vertragliche Vereinbarung<br />
- Weiterbetrieb und -verwaltung des A Root Servers durch NSI und Einwilligung, Änderungen<br />
an den Root-Daten nur auf schriftliche Anweisung der US-Regierung<br />
vorzunehmen.<br />
- Übergabe einer Kopie der Software, der dazugehörenden Dokumentation und aller Daten,<br />
die im Rahmen der Kooperationsvereinbarung entstanden waren, an die US-Regierung.<br />
Das Handelsministerium übernahm damit die Kontrolle über die Spitze des Domain Name<br />
System und wurde zur Regulierungsbehörde für NSI, auch wenn dies nur für zwei Jahre<br />
gedacht war.<br />
Die Grundzüge der neuen Governancestruktur des Internet waren durch die Anerkennung<br />
der ICANN und das Aufbrechen des NSI-Monopols eingerichtet. Die US-Regierung war mit<br />
der Umsetzung des Weißbuchs vorangekommen, hatte aber das gesteckte Ziel noch nicht<br />
erreicht, denn obwohl eine private Organisation den Kern des neuen Arrangements bildete,<br />
war die Privatisierung der Ressourcenverwaltung des Internet nicht abgeschlossen. Es war<br />
schnell absehbar, daß die US-Regierung die im Weißbuch genannte Übergangsfrist voll<br />
ausschöpfen würde. Die NTIA wurde die Funktion, die sie eigentlich nur für die Privatisierung<br />
übernommen hatte, nicht wieder los, was so nicht geplant war. Das gemeinsame DNS-<br />
Projekt mit ICANN und die Kooperationsvereinbarung mit NSI hielten die US-Regierung<br />
nolens volens in dem neuen institutionellen Arrangement fest. Der ursprüngliche Ausgangspunkt<br />
des Prozesses war jedoch die Notwendigkeit für die US-Regierung, sich aus der<br />
Koordination und Finanzierung des Internet zurückzuziehen, die informellen Praktiken des<br />
Wissenschaftsnetzes zu formalisieren und den neu entstandenen Markt für Domain-Dienstleistungen<br />
wettbewerblich einzurichten. Ira C. Magaziner brauchte die weitere Entwicklung<br />
Staatsangestellten keine staatlichen Interessen durchsetzen, aber im kontinentaleuropäischen Staat mit Berufsbeamtentum<br />
wäre eine ähnliche Konstellation kaum möglich. Der Delegationsführer von NSI bezeichnete die<br />
Verhandlungen jedenfalls als schmerzhaften Prozeß (Parkers Guide 2000).<br />
236 Amendment 11 <br />
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