Download Kapitel 5 (PDF, 785 KB) - Volker Leib
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Internet Governance & ICANN<br />
www.volker-leib.de<br />
Konturen der US-Politik langsam abzuzeichnen (Rodger 1997b), doch insgesamt war der<br />
Prozeß dadurch geprägt, daß nicht geführt wurde, sondern auf unsicherer Basis immer wieder<br />
auf aktuelle Ereignisse reagiert werden mußte und die Lage sich zusehends verkomplizierte.<br />
Bevor die Gruppe die Arbeit richtig aufnehmen konnte, sorgte ein Bericht des NSF<br />
Inspector General, Linda Sundro, für Verwirrung. Der Bericht vom 7. Februar 1997 machte<br />
den Vorschlag, daß die NSF als kommerzieller Registrar mit der Registrierung von Domain<br />
Namen hohe Einnahmen für die Regierung erzielen könnte, die der Forschungsförderung zu<br />
Gute kommen sollten. Dieser Vorschlag schlug kurzzeitig hohe Wellen, denn er widersprach<br />
der bisherigen Linie, wonach die US-Regierung dabei war , sich aus dem Internet zurückzuziehen<br />
und es vollständig zu privatisieren. Doch da das Amt des Generalinspekteurs der<br />
NSF außerhalb der NSF-Hierarchie angesiedelt war, setzte sich schnell die Erwartung durch,<br />
daß die NSF dem Bericht nicht folgen würde. Der Bericht verschwand so schnell wie er<br />
gekommen war in der Versenkung 146 , und der Direktor der NSF wies den Vorschlag offiziell<br />
zurück (Cook 1997; Rony/Rony 1998: 169-170; NSF 1997).<br />
Nicht zuletzt solche regierungsinternen Ereignisse trugen dazu bei, daß die Internet-Politik<br />
im Weißen Haus auf der Agenda höherstieg. Innerhalb der Regierung waren zu diesem<br />
Zeitpunkt die Ansichten gespalten, ob der Staat einschreiten müsse oder ob das Internet sich<br />
selbst überlassen werden könne. Immerhin war schon im Frühjahr 1997 abzusehen, daß die<br />
Clinton-Administration mit einer Notice of Inquiry herauskommen würde, die über die<br />
Domainnamen-Thematik, wie sie das PTO angestoßen hatte, hinausgehen würde (Cukier<br />
1997b).<br />
Die Arbeit der Domain-Arbeitsgruppe des Präsidenten begann mit einem Paukenschlag.<br />
Am 3. März 1997 stoppte das Weiße Haus die Verhandlungen zwischen der NSF und NSI<br />
über die vorzeitige Beendigung des Cooperative Agreement. Auf den ersten Blick erschien<br />
diese Handlung ungerechtfertigt, denn die Arbeitsgruppe sollte sich mit Domainnamen<br />
befassen, während es der NSF und NSI in erster Linie um die Reorganisation der IP-Nummernvergabe<br />
ging (Cook Report 1997). Die Vorsitzenden der Domain-Arbeitsgruppe sahen<br />
hingegen die IP-Nummern und das Domain Name System als untrennbar an und wollten<br />
zunächst einmal verhindern, daß Fakten geschaffen würden, solange sie dabei waren, sich in<br />
die ihnen noch unbekannte Materie einzuarbeiten. Bei genauerem Hinsehen zeigte sich, daß<br />
145 Konferenzseite: Ministerial Conference on Electronic Commerce, Ottawa, 7.-9. Oktober 1998<br />
.<br />
146 Nicht schnell genug für Gordon Cook, der den Text des Berichts ins Internet stellte (Cook 1997).<br />
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