Download Kapitel 5 (PDF, 785 KB) - Volker Leib
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zwischen 1995 und 1998 von 6,5 Mio. auf 93,7 Mio. US-Dollar (NSI 1998). Es dürfte kein<br />
Zufall sein, daß NSI im März 1995, als sich die Bezahlung für jede Domainregistrierung<br />
abzeichnete, von der Technologiefirma SAIC gekauft wurde. SAIC (Science Applications<br />
International Corporation) war fest in den politischen Netzwerken Washingtons verankert und<br />
lebte von Aufträgen des US-Verteidigungsministeriums. Andererseits brauchte NSI einen<br />
Kapitalgeber für Investitionen, um ständig die Server- und Bandbreitenkapazität zu erhöhen,<br />
die Registrierungsprozesse zu automatisieren, um so mit der Entwicklung Schritt halten zu<br />
können. NSI vergrößerte den Einnahmenstrom seinerseits dadurch, daß die alte Politik<br />
aufgegeben wurde, wonach pro Person oder Organisation nur eine Second Level Domain<br />
registiert werden durfte.<br />
Dieser unscheinbare Schritt ermöglichte die Hortung von Namen. Ebenso wurde die per<br />
Definition gegebenen Grenzen zwischen den Domänen com, org und net aufgehoben, zumal<br />
in der Praxis die Flut der Anträge sowieso keine Prüfung zuließ, ob ein Antragsteller berechtigt<br />
sei, in der gewünschten Kategorie einen Namen zu registrieren. Das einzig mögliche<br />
Verfahren, mit dem Ansturm zur Reservierung von Second Level Domains umzugehen, war<br />
„first come, first served“. Der Namensraum in den gTLDs war also offen zur Eroberung der<br />
semantisch sinnvollen Namen oder sonstigen wertvollen Buchstaben- und Zahlenkombinationen.<br />
Anders ausgedrückt, der Namensraum war nun wie eine künstliche Allmenderessource,<br />
das zwar ein Managementsystem besaß, welches jedoch nicht über Regeln<br />
verfügte, um die Entnahme von Ressourceneinheiten zu steuern. Die Appropriation der<br />
Domainnamen (vor allem in .com) war damit gestartet (S. a. Mueller 2000: 10-11). Sofort<br />
begannen findige Leute mit der Hortung von Domainnamen. Da NSI monatelang weder in der<br />
Lage war, Rechnungen zu stellen noch effektiv Geld einzutreiben, konnte man quasi Namen<br />
auf Kredit erwerben, und hoffen, daß ein Interessent einem den Namen abkaufen würde,<br />
bevor man selbst von NSI zur Kasse gebeten wurde.<br />
In engem Zusammenhang mit der Eroberung des Namensraums stand der Anspruch der<br />
Industrie, Markenrechte auf Domainnamen auszudehnen und Verletzungen zu ahnden. Das<br />
Problem von Markenrechtsverletzungen trat in verschiedenen Varianten auf (Tanner 1998).<br />
Viele Firmen mußten feststellen, daß ihr Name und ihre Warenzeichen bereits von Domain-<br />
Spekulanten registriert worden waren, die ihnen den Namen zum Verkauf anboten. Der Preis<br />
erschien oft billiger als die Kosten für einen Rechtsstreit. Problematischer waren die Fälle, in<br />
denen es um gleichlautende Marken ging, die bisher in verschiedenen Markenklassen eine<br />
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