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Download Kapitel 5 (PDF, 785 KB) - Volker Leib

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Internet Governance & ICANN<br />

www.volker-leib.de<br />

gewissem Sinne von den technischen Voraussetzungen diktiert. Es gab keine Erfahrungen mit<br />

verteilten Registries, so daß als einzige Alternative das Modell „one registry, one registrar“<br />

zur Verfügung stand, was aber bedeutet hätte, daß pro neuer gTLD nur ein Unternehmen zum<br />

Zuge gekommen wäre, das dann sowohl die Endkunden bedient hätte als auch die Registerdatenbank<br />

betrieben hätte. Um viele Unternehmen in den Domainmarkt zu bringen, hätten<br />

viele neue gTLDs geschaffen werden müssen, woran die Markenvertreter gerade kein<br />

Interesse hatten - sie hatten ja die Erweiterung des TLD-Raumes um 150 TLDs, wie Postel sie<br />

wollte, auf sieben gedrückt. So haftete CORE der Ruch des Kartells an.<br />

Der Verband CIX kritisierte, daß der Ansatz des IAHC viel zu akademisch sei und die<br />

Interesssen profitorientierter Akteure zu wenig berücksichtigt worden seien. Die Kooperation<br />

stehe viel zu sehr im Mittelpunkt, was für ein kommerzialisiertes Internet nicht angebracht sei<br />

(Cook Report 6.3, Juni 1997). In der Tat war fraglich, wie die Gleichzeitigkeit von Kooperation<br />

und Wettbewerb unter den Registrars funktionieren sollte. Besonders kritisch war die<br />

Entscheidungsbefugnis über die Aufnahme neuer Unternehmen. Es war vorgesehen, daß die<br />

im CORE vereinigten aktiven Registrars mitentscheiden sollten, ob ihr Kreis erweitert werden<br />

soll. Rationalem Verhalten gemäß, dürften bereits akkreditierte Domain-Unternehmen kein<br />

Interesse daran haben, weitere Konkurrenten zuzulassen. Außerdem sahen selbst Registrars,<br />

die gute Chancen hatten, im ersten Anlauf zum Zuge zu kommen, die Zwangsmitgliedschaft<br />

im CORE kritisch, denn letztlich waren sie es, die die ganze Struktur finanzieren sollten, ohne<br />

in Finanzfragen über Vetomacht zu verfügen. ISOC-Chef Heath gab einen ersten Vorgeschmack<br />

auf kostenträchtige Punkte, als er verkündete, daß in Zukunft CORE und die<br />

Registrars für die Finanzierung der IANA aufkommen müßten, was in keinem der Dokumente<br />

erwähnt wurde. Dieser Punkt war einer der wesentlichen Anlässe für den Draft Postel<br />

gewesen und hatte dort breiten Raum eingenommen, er war aber im IAHC-Prozeß aus der<br />

Diskussion herausgefallen, da zwischenzeitlich andere Lösungen für die IANA angestrebt<br />

worden waren, die sich aber zerschlagen hatten.<br />

Der IAHC-Ansatz reagierte zwar auf die Kommerzialisierung des Internet, indem er<br />

Wettbwerb bei den gTLDs einführen wollte, doch der Gedanke der gemeinschaftlichen<br />

Bewirtschaftung des Namensraums stand im Vordergrund. Kurz gesagt: Die IAHC-Konstruktion<br />

hätte das NSI-Monopol durch das CORE-Kartell ersetzt. Die US-Regierung hakte an<br />

dieser Stelle ein und forderte eine stärker wettbewerbsorientierte Lösung, bei der möglichst<br />

auch die Registries in Konkurrenz zueinander stünden.<br />

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