Download Kapitel 5 (PDF, 785 KB) - Volker Leib
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Internet Governance & ICANN<br />
www.volker-leib.de<br />
bezeichnet wurde. Die Formulierung wurde dahingehend abgeschwächt, daß die Resolution<br />
102 nur noch hervorhob,<br />
„that the methods of allocation of global and essential resources such as Internet domain<br />
names and addresses are a subject of concern for both governments and the private sector“<br />
(ITU 1998, Hervorhebung VL).<br />
Da solche Resolutionen in vielen Staaten als Teil des Internationalen Öffentlichen Rechts<br />
behandelt wurden, war die Wortwahl nicht trivial, denn die Mitgliedsstaaten der ITU hätten -<br />
aufbauend auf der Formulierung „public resource“ in der Resolution - eine Politik betreiben<br />
können, nach der die Internet-Adressen und Domainnamen als anerkannte öffentliche<br />
Ressource der Zuständigkeit der ITU unterstellt werden müßten (Cook Report 1999b). So<br />
aber wurde in den Bestand der ITU-Dokumente die Definition aufgenommen, daß der<br />
Nummern- und Namensraum des Internet eine globale und essentielle Ressource sei. Eine<br />
sehr wichtige Sprachregelung, die aber vom Regierungsbeirat der ICANN hartnäckig ignoriert<br />
wurde und wird.<br />
Wenn man die Mikropolitik in den beschriebenen Untereinheiten ICANNs zusammenfaßt,<br />
so bildeten sich, verbunden und verwoben mit der Institutionalisierung der neuen Governancestruktur<br />
des Internet, die Konfliktlinien aus, die den weiteren ICANN-Prozeß bestimmten.<br />
ICANN befand sich zum einen im Spannungsfeld von input-orientierter partizipativer<br />
Selbstregulierung und output-orientierter Experten- und Industrieselbstregulierung, und zum<br />
anderen zwischen öffentlich-internationaler und privat-transnationaler Politik. Vor allem der<br />
Konflikt zwischen den Regierungsvertretern und den Befürwortern privater Selbstregulierung<br />
sorgte für heftige Auseinandersetzungen. 256 Die Ansprüche des Regierungsbeirats und dessen<br />
Verankerung in der ICANN-Satzung ließen die Befürchtung aufkommen, die Regierungen<br />
würden ICANN über kurz oder lang zum Exekutiv-Büro des GAC machen, anstatt sich auf<br />
die Beratungsfunktion zu beschränken. Oder die Sache gleich selbst übernehmen, wie der<br />
Drohung des GAC-Vorsitzenden und australischen Regierungsvertreters zu entnehmen war:<br />
„If the ICANN process collapses, then there won't be any more private-sector based<br />
Supporting Organizations and Committees - the whole issue then immediately becomes<br />
intergovernmental, and the notion of the matter being dealt with behind closed doors in some<br />
'high political' forum is no longer merely a hypothetical perception, but a very genuine<br />
reality“ (Twomey 1999).<br />
256 Die Kontroverse kam in einer losen Folge von Artikeln in CommunicationsWeekInternational zugespitzt zum<br />
Ausdruck. Die nachfolgenden Zitate entstammen dieser Zeitung.<br />
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