Download Kapitel 5 (PDF, 785 KB) - Volker Leib
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Internet Governance & ICANN<br />
www.volker-leib.de<br />
Die kompetitiven Funktionen bezogen sich auf die Akteure im Domainmarkt. Die US-<br />
Regierung wollte dort intensiven Wettbwerb: „The system for registering second-level<br />
domain names and the management of the TLD registries should become competitive and<br />
market-driven“ (Ebenda). Die Funktion von Registerdatenbankbetreiber (Registry) und<br />
Registrierungsstelle (Registrar) mußten organisatorisch getrennt sein. Auf der Basis des<br />
Shared Registry System sollte eine prinzipiell unbegrenzte Zahl von Registrars in den Markt<br />
eintreten und jeweils Namen in mehreren gTLDs anbieten können. (Genau dies war das<br />
IAHC-Modell.) Dagegen durften die Registries nur eine gTLD führen und sollten möglichst<br />
auch untereinander im Wettbewerb stehen. Das Grünbuch räumte ein, daß gewichtige<br />
Argumente dafür sprächen, die Registries als non-profit Unternehmen zu institutionalisieren,<br />
forderte aber aber Experimente mit Wettbewerb zwischen Registries. Die US-Regierung<br />
stellte in den Anhängen zum Grünbuch konkrete Anforderungen, die die Unternehmen<br />
einhalten mußten, wenn sie sich für den Domainmarkt qualifizieren wollten. Dazu gehörten<br />
auch Mindestvoraussetzungen für ein Konfliktschlichtungsverfahren zum Markenschutz in<br />
den Domainnamen.<br />
Insgesamt gesehen hatte sich die US-Regierung durch das „Green Paper“ zumindest für<br />
eine Übergangsphase die Rolle des Regulierers für den gTLD-Bereich des Domain Name<br />
Systems zugedacht. Dabei ging es um zwei verschiedene Problemkategorien, erstens um die<br />
Sicherheit und die Stabilität des Internet und zweitens um market building im Domain Name<br />
System. Die Regulierung zielte letztlich auf die Interoperabilität und die Vermeidung der<br />
Fragmentierung des Internet ab. Die Regulierung des Marktzugangs für die Domain-Unternehmen<br />
war damit untrennbar verbunden, wenngleich es ausreichte, möglichst niedrige<br />
Hürden in Form von Mindestvoraussetzungen aufzustellen. Außerdem waren Regeln für den<br />
Betrieb der Root Server notwendig, um deren Sicherheit zu erhöhen und professionelles<br />
Management zu garantieren. 165 Die Funktionen, bei denen die US-Regierung formelle<br />
Vereinbarungen beenden wollte, stellten in diesem Rahmen einen Sonderfall dar, denn hier<br />
mußte die Regierung mit Notwendigkeit eine aktive Rolle spielen. Die IANA-Funktion war<br />
relativ unproblematisch zu überführen. Sie sollte, wie beschrieben, in dem neuen non-profit<br />
Unternehmen aufgehen. Schwieriger war der Umgang mit Network Solutions, da es praktisch<br />
165 Magaziner wußte aus eigener Erfahrung, wie locker teilweise der Umgang mit den Root Servern gehandhabt<br />
wurde. Nach einem Vortrag an einer Universität, die einen der Root Server beherbergte, fragte er einen<br />
Studenten danach. Der Weg wurde ihm beschrieben, und Magaziner war geschockt, als er den Rechner<br />
unbeaufsichtigt in einem unverschlossenen Raum fand. Er hätte den Root Server einfach ausschalten können<br />
(Parkers Guide 2000).<br />
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