Download Kapitel 5 (PDF, 785 KB) - Volker Leib
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Internet Governance & ICANN<br />
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sollte. Auf einmal war nicht mehr vom Konsens, sondern von Kompromissen die Rede - und<br />
damit verschob sich das Ziel vom angestrebten Fundamentalkonsens aller Stakeholder zum<br />
ausgehandelten Minimalkonsens. 213 In der Sitzung des Lenkungsausschusses am 18. August<br />
wurde der Plan besprochen, zunächst eine Tagung abzuhalten, auf der zu allen noch strittigen<br />
Fragen ein Kompromiß gefunden werden sollte, danach Entwürfe der Gründungsdokumente<br />
vorzulegen und eine Ratifizierungskonferenz abzuhalten. Eine „neutrale Instanz“ sollte eine<br />
Liste mit den „major stakeholders“ des Internet aufstellen und diese Auserwählten - nicht eine<br />
offene Konferenz des Plenums - sollten die Kompromisse aushandeln. Danach sollte der<br />
Konsens der Regionalkonferenzen sowie die Kompromisse in einen endgültigen „Verfassungsentwurf“<br />
gebracht werden. Die anschließende Ratifizierungskonferenz hätte dann nur<br />
die Wahl, dem Verhandlungsergebnis der key players zuzustimmen oder nicht - ohne weitere<br />
Diskussion, denn ansonsten könnte der Prozeß endlos weitergeführt werden. Alle Änderungsanträge<br />
sollten nach der Gründung beim interim-Direktorium der NewCo eingebracht werden<br />
können.<br />
Die Brisanz dieses Plans war dem Lenkungsausschuß bewußt, aber man sah keine andere<br />
Möglichkeit, zu einem Ende zu kommen und die neue Organisation zu gründen. Die Gefahr<br />
des Scheiterns drohte und damit auch ein Reputationsverlust für die federführenden Organisationen.<br />
Um außerdem die Gefahr abzuwenden, daß mehrere Entwürfe bei der US-Regierung<br />
eingingen, was Magaziner als inakzeptabel bezeichnet hatte, mußten die IANA und NSI<br />
unbedingt mit von der Partie sein. Es sollte auf keinen Fall ein Wettbewerb zwischen verschiedenen<br />
Vorschlägen entstehen. Das Harvard Berkman Center erklärte sich bereit, als die<br />
„neutrale Instanz“ zu fungieren und zusammen mit dem Lenkungsausschuß die beiden<br />
abschließenden Konferenzen zur Kompromißfindung und Ratifizierung zu organisieren.<br />
Da aber nur ausgewählte Teilnehmer zur Kompromißfindung eingeladen werden sollten,<br />
kam die Frage auf, welche Rolle eigentlich der IFWP-Lenkungsausschuß selbst dabei spielen<br />
würde. Da es vorgekommen war, daß Neuaufnahmen in den Ausschuß abgelehnt worden<br />
waren, sahen einige einen exklusiven, sich verselbständigenden Club entstehen. 214 Der<br />
Lenkungsauschuß beteuerte, er würde sich auf seine bisherige Aufgabe beschränken und nur<br />
Buenos Aires: .<br />
213 IFWP Steering Committee Minutes 8/06 .<br />
214 Der Lenkungsausschuß verfügte über ein dreiköpfiges „credentials committee“, das über Aufnahmen in das<br />
Gremium entschied: Mike Roberts, Michael Schneider und Izumi Aizu. Roberts hatte begonnen, Neuaufnahmen<br />
abzulehnen, wenn eine Organisation bereits im Lenkungsausschuß repräsentiert war, obwohl manche der früh<br />
am IFWP-Prozeß beteiligten doppelt vertreten waren. IFWP SC Protokolle:<br />
, .<br />
202