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Download Kapitel 5 (PDF, 785 KB) - Volker Leib

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Internet Governance & ICANN<br />

www.volker-leib.de<br />

„Country code top level domains are operated in trust by the Registry for the public interest,<br />

including the interest of the Internet community, on behalf of the relevant public authorities<br />

including governments, who ultimately have public policy authority over their ccTLDs,<br />

consistent with universal connectivity of the Internet“ (GAC 1999).<br />

Dagegen lag nach Auffassung der ccTLD-Verwaltungen die Autorität bei der lokalen Internet<br />

community. Historisch gesehen hatte die IANA gemäß RFC 1591 die Administration des<br />

Namensraums in einer Ländercode-Top Level Domain an die Network Information Center in<br />

den jeweiligen Ländern delegiert. Also war die Autorität in der Internet community gewachsen,<br />

und nach allgemeiner Auffassung zog die Verwendung der Länderkürzel-Liste der ISO<br />

nicht automatisch staatliche Aufsicht nach sich. Es wurde aber anerkannt, daß durch die<br />

kommerzielle Entwicklung des Internet die stabile und gerechte Verwaltung der ccTLDs zu<br />

einem öffentlichen Interesse geworden war, wobei sich daraus keine zwingenden Konsequenzen<br />

für den Status der nationalen NICs ableiten ließen. Die institutionelle Ausgestaltung der<br />

Beziehungen zwischen ICANN, den nationalen Regierungen und den Ländercode-TLD-<br />

Verwaltern wurde zu einem der Hauptthemen des ICANN-Prozesses.<br />

ICANN wies wiederholt auf die rein beratende Funktion der Regierungsakteure hin,<br />

wohingegen die Vertreter der öffentlichen Hand auf ihre Legitimation hinwiesen und daraus<br />

praktisch ein Mitspracherecht und nicht nur Gehör beim ICANN-Vorstand ableiteten.<br />

Allerdings waren die multinationalen GAC-Mitglieder nicht völlig einer Meinung. Während<br />

die OECD den Kurs der privaten Selbstregulierung unterstützte (OECD 1998), war die ITU<br />

unzufrieden mit der kleinen Rolle, die ihr zugedacht war. Auf der ITU-Bevollmächtigtenkonferenz<br />

1998, die kurz nach der Gründung der ICANN stattfand, kritisierten besonders<br />

Frankreich und Deutschland die Position der USA, die Mitwirkung intergouvernementaler<br />

Organisationen zu beschränken. Die mit dem Thema befaßte Arbeitsgruppe erzielte einen<br />

Konsens, wonach der Generalsekretär der ITU aufgefordert wurde, eine aktive Rolle im<br />

Bereich der Internet Adressen und Domainnamen zu übernehmen. Die Installierung der<br />

ICANN wurde aus Sicht der ITU-Bevollmächtigten als „shock intervention“ (Shetty 1998)<br />

der US-Regierung aufgefaßt, obwohl alle wissen konnten, daß der zeitliche Ablauf der<br />

ICANN-Gründung sich nicht nach dem Termin der ITU-Konferenz richtete, sondern nach der<br />

Deadline, zu der die Kooperationsvereinbarung mit NSI auslaufen sollte. Auch wenn innenpolitische<br />

Gründe die Agenda der US-Regierung in der Domain-Politik bestimmten, war sie<br />

außenpolitische nicht tatenlos. So verhinderte der Vertreter der USA auf der ITU-Konferenz,<br />

daß in den Resolutionen der Adreß- und Namensraum des Internet als „öffentliche Ressource“<br />

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