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Download Kapitel 5 (PDF, 785 KB) - Volker Leib

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Internet Governance & ICANN<br />

www.volker-leib.de<br />

Network Solutions wies das Gesamtpaket an Bedingungen zurück und bat die NTIA um<br />

Verhandlungen, doch die Regierungsagentur lehnte ab: die Bedingungen seien nicht verhandelbar.<br />

Daraufhin schwenkte NSI auf die Strategie ein, überhaupt nichts zu unterschreiben<br />

und die Kooperationsvereinbarung Ende September einfach auslaufen zu lassen (Cook Report<br />

1998). Wochenlang geschah in dieser Angelegenheit nichts. Streng genommen konnte das<br />

Handelsministerium gar nicht tätig werden, denn die Verantwortung für die Kooperationsvereinbarung<br />

lag immer noch bei der National Science Foundation. Erst Anfang September<br />

wurde das Memorandum of Agreement zum Zwecke des „transfer of authority“ von der NSF<br />

an das DoC wirksam (NSF-DoC MoA 1998), und erst kurz vor dem Sturz ins Ungewisse kam<br />

Bewegung in die Sache.<br />

Am 28. September, zwei Tage vor dem Auslaufen der Kooperationsvereinabrung, traten<br />

das Weiße Haus, das Handelsministeriums und das Justizministeriums erneut an Network<br />

Solutions heran. Magaziner und die Ministeriumsvertreter wollten sich nicht nachsagen<br />

lassen, nachgiebig zu sein. Das Konzept der Regierung sah weiterhin vor, die künftige<br />

Marktposition des Monopolisten stark einzuschränken. Aber sie konnten das Unternehmen<br />

nicht zwingen zu unterschreiben. Die große Befürchtung der US-Regierung war, daß NSI<br />

nach Ablauf der First die DNS-Spitze und den Namensraum unter .com, .org und .net zu<br />

seinem Eigentum erklären würde und sich mit diesem dann privaten Teil des Internet selbstständig<br />

machen könnte. Das Eintreten der extremsten Szenarien war zwar unwahrscheinlich,<br />

doch als Drohkulisse nützlich, nämlich einerseits daß NSI die Server abschalten und damit<br />

das Internet vorübergehend ins Chaos stürzen würde oder andererseits daß die Regierung den<br />

Zwangsbetrieb anordnen würde. Natürlich überwog bei NSI das Interesse, langfristig im<br />

Geschäft bleiben, aber nicht zu den vorliegenden Bedingungen der Regierung. Die Krisensitzung<br />

zog sich bis in den darauffolgenden Tag hin und wurde schließlich durch eine Nicht-<br />

Entscheidung beendet, indem die Kooperationsvereinbarung um eine Woche verlängert wurde<br />

(CNET News 1998-09-29). In dieser Zeitspanne handelten die Regierung und NSI eine<br />

Lösung aus, die in die zweijährige Verlängerung der Kooperationsvereinbarung und einen<br />

Zusatzartikel mündete (Cook Report 1998, CNET News 1998-10-06). 235 In dem Zusatzartikel<br />

234 Außerdem verlangte die Regierung von NSI eine Betriebsanleitung für Root Server - und mußte mit<br />

Schrecken hören, daß eine solche gar nicht existiere, woraufhin NSI aufgefordert wurde, eine Dokumentation zu<br />

erstellen und - ebenfalls mit Funktionsgarantie - abzuliefern (Cook Report 1998).<br />

235 Der Kontext der Verhandlungssituation sah nicht so aus, daß Staatsbeamte und Industrie sich gegenüberstanden,<br />

sondern es saß ein halbes Dutzend Rechtsanwälte zusammen, darunter Burr (in den Diensten der Regierung)<br />

und Johnson (in den Diensten von NSI), die sich aus ihrer gemeinsamen Zeit in der law firm Wilmer, Cutler &<br />

Pickering kannten. Diese Besonderheit des durchlässigen US-Regierungssystems soll nicht bedeuten, daß die<br />

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