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Download Kapitel 5 (PDF, 785 KB) - Volker Leib

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Internet Governance & ICANN<br />

www.volker-leib.de<br />

1998). 237 Die ersten Sitze im ICANN-Direktorium wurden nach Proporz vergeben: vier Sitze<br />

für Nord- und Südamerika, drei für Europa und zwei für Asien/Pazifik plus der ex officio-Sitz<br />

des ersten Präsidenten, den ebenfalls ein Amerikaner innehatte. Wohlmeinende Naturen sahen<br />

in diesem Verhältnis in etwa die Verteilung der globalen Internet-Nutzung widergespiegelt,<br />

mit einem Bonus für die nachholenden Regionen, während andere Beobachter rein politische<br />

Kriterien für ausschlaggebend hielten, da die Sitze in den regionalen Blöcken nach den<br />

Wünschen der jeweiligen Regierungen besetzt wurden. 238 In der Rückschau bezeichnete die<br />

erste ICANN-Vorsitzende Esther Dyson die Geschlossenheit des Auswahlprozesses als Fehler<br />

(openDemocracy 2001).<br />

Der zweite Punkt, der vielen die Sicht auf ICANN verdunkelte, betraf die Anschubfinanzierung<br />

für die neue Organisation. Solange die Finanzierung aus Abgaben der Domain-<br />

Wirtschaft noch nicht funktionierte war, brauchte ICANN Mittel aus anderen Quellen. Das<br />

„Global Internet Project“ (GIP), ein loser Verbund von Großunternehmen aus dem Softwareund<br />

Carrier-Bereich, brachte ca. 400.000 USD an Spenden für ICANN zusammen. Dazu kam<br />

eine größere Einzelspende von IBM über 100.000 USD, außerdem Darlehen von weiteren<br />

Unternehmen, als ICANN im ersten Jahr in Finanznot geriet. 239 Großunternehmen und große<br />

Summen - dies kam manchen verdächtig vor: Da der Vorsitzende des „Global Internet<br />

Project“ von IBM kam (John Patrick, IBM Vizepräsident Internet-Technologie), folgerten<br />

kritische Beobachter, daß IBM sich die Einflußnahme auf ICANN erkauft hatte. Überlegungen<br />

zu den Gründen und Motiven, warum IBM dies tun sollte und welchen Vorteil sich das<br />

Unternehmen verschaffen könnte, wurden allerdings nicht angestellt.<br />

Der IBM-Manager verteidigte sich, daß das Unternehmen (wie andere auch) erkannt habe,<br />

daß das Internet zu der - nicht einer - globalen technischen Universal-Infrastruktur werden<br />

würde. Deshalb habe man ein Interesse am Erfolg der ICANN: „So what does IBM get from<br />

ICANN by helping them? Nothing more or less than everyone else who uses the Internet gets:<br />

237 Mike Roberts, Vinton Cerf, Dave Farber, Larry Landweber und Scott Bradner.<br />

238 Die Europäische Kommission bestimmte die Direktoren für Europa, Japan und Australien die beiden für<br />

Asien/Pazifik. Damit kamen genau die Regierungsakteure zum Zuge, die seit dem Grünbuch in der DNS-Politik<br />

aktiv waren (Cook Report 1998). Aus der Antwort des Handelsministeriums auf eine Kongreß-Anfrage ging<br />

hervor, daß sich zunächst ein Mitarbeiter von IBM um die Namensliste gekümmert hatte und daß in der Zeit kurz<br />

vor der Gründung der ICANN Postels Rechtsanwalt Sims die Liste koordinierte. Demnach war vor allem die<br />

Europäische Kommission sehr aktiv (DoC Office of the General Counsel 1998). Die Aussage der ersten<br />

Vorsitzenden des ICANN-Direktoriums entsprach der Darstellung des Handelsministeriums. Esther Dyson<br />

wurde zuerst im Sommer 1998 von Roger Cochetti, dem IBM-Mitarbeiter, angesprochen, hörte danach lange<br />

nichts mehr, bis Sims sie wegen dem Direktorenposten kontaktierte (openDemocracy 2001).<br />

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