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Skripten - an der Fakultät für Mathematik! - Universität Wien

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6.4. DIE REELLEN ZAHLENÊ 109<br />

Wenn wir zu guter Letzt die Schreibweise<br />

{<br />

m<br />

n := [(m, n)] <strong>für</strong> n > 0<br />

[(−m, −n)] <strong>für</strong> n < 0<br />

erklären, d<strong>an</strong>n haben wir die ”<br />

Bruchzahlen“ wie<strong>der</strong> eingeführt und die gewohnte Notation<br />

vonÉzurückgewonnen.<br />

Auch die g<strong>an</strong>zen Zahlenkönnen wir inÉwie<strong>der</strong>finden. Wenn wir die Elemente <strong>der</strong> Form<br />

[(n, 1)] betrachten, so sehen wir, dass <strong>für</strong> m ≠ n auch [(m, 1)] ≠ [(n, 1)] gilt. Die Rechenoperationen<br />

ingelten auch: [(m, 1)] + [(n, 1)] = [(m + n, 1)] und [(m, 1)][(n, 1)] = [(mn, 1)].<br />

Die Abbildung ι :→Émit ι : z ↦→ [(z, 1)] ist ein injektiver Ringhomomorphismus. Wir<br />

können also∼ = ι() ⊆Éals Teilring (sogar Teil-Integritätsbereich) sehen. Wir werden<br />

Elemente <strong>der</strong> Form [(m, 1)] daher weiterhin mit <strong>der</strong> g<strong>an</strong>zen Zahl m identifizieren.<br />

6.4. Die reellen ZahlenÊ<br />

Die reellen Zahlen sind die vorletzte Zahlenmenge, die wir genauer untersuchen wollen.<br />

Weil einige wichtige Beziehungen inÉnicht berechnet werden können (etwa die Länge <strong>der</strong><br />

Diagonale des Einheitsquadrates o<strong>der</strong> die Fläche des Einheitskreises), bleibt uns keine Wahl<br />

als die Zahlenmenge ein weiteres Mal zu vergrößern.<br />

Der KörperÉist auch ”<br />

löchrig“ im folgenden Sinn. Betrachten wir die beiden disjunkten<br />

Mengen<br />

A = {x ∈É|x>0 ∧ x 2 < 2}<br />

B = {x ∈É|x>0 ∧ x 2 > 2},<br />

d<strong>an</strong>n ist <strong>der</strong>en Vereinigung A ∪ B =É+. Wir würden aber vom Gefühl erwarten, dass<br />

zwischen den beiden Mengen noch eine Zahl sein sollte. Das ist natürlich nicht möglich,<br />

da diese Zahl die Gleichung x 2 = 2 erfüllen würde, was bek<strong>an</strong>ntermaßen in den rationalen<br />

Zahlen nicht möglich ist (Theorem 3.2.4).<br />

Um die Löcher zu ”<br />

stopfen“, müssen wir zuÉirrationale Zahlen hinzufügen und erhalten<br />

den geordneten Körper (Ê, +, ·, ≤), den wir auch als Zahlengerade repräsentieren. Die<br />

rationalen Zahlen sind ein geordneter Unterkörper vonÊ.<br />

Die reellen Zahlen bilden die Grundlage <strong>der</strong> Analysis, und daher müssen wir einige wichtige<br />

Eigenschaften vonÊableiten.<br />

Definition 6.4.1 (Ordnungsvollständigkeit). Eine geordnete Menge M ist ordnungsvollständig<br />

(hat die Supremums–Eigenschaft), wenn zu je<strong>der</strong> nichtleeren nach oben beschränkten<br />

Teilmenge E ⊆ M ein Supremum sup E ∈ M existiert (vgl. Definition 4.2.18).<br />

Um diese Eigenschaft vernünftig <strong>an</strong>wenden zu können, müssen wir zuerst einige äquivalente<br />

Formulierungen beweisen.<br />

Proposition 6.4.2 (Charakterisierung ordnungvollständiger Mengen). Sei M eine geordnete<br />

Menge. D<strong>an</strong>n sind äquivalent:<br />

(1) M ist ordnungsvollständig.<br />

(2) Jede nach unten beschränkte nichtleere Teilmenge F ⊆ M besitzt ein Infimum<br />

inf F ∈ M.<br />

(3) Für je zwei nichtleere Teilmengen E und F von M mit<br />

a ≤ b<br />

gibt es ein Element m ∈ M mit<br />

a ≤ m ≤ b<br />

∀a ∈ E, ∀b ∈ F<br />

∀a ∈ E, ∀b ∈ F

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