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Skripten - an der Fakultät für Mathematik! - Universität Wien

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3.2. AUSSAGEN, LOGIK 35<br />

Der zweite Fall ist die Äquivalenz. Auch das ist ein wenig zu restriktiv. In diesem Fall<br />

wäre <strong>der</strong> Satz ”<br />

Sind zwei Zahlen gleich, d<strong>an</strong>n sind auch ihre Quadrate gleich.“ nicht wahr,<br />

denn 2 ≠ −2 aber 2 2 = (−2) 2 .<br />

Im letzten Fall stimmen die Wahrheitswerte des Theorems mit denen von q, also denen des<br />

Resultates überein, und <strong>der</strong> Wahrheitsgehalt <strong>der</strong> Voraussetzung wird gar nicht betrachtet.<br />

Das ist ebenfalls unpraktisch; auch in diesem Fall wäre <strong>der</strong> Satz über die Quadrate gera<strong>der</strong><br />

Zahlen nicht wahr.<br />

Wir sehen also, dass vieles da<strong>für</strong> spricht, die Implikation so und nicht <strong>an</strong><strong>der</strong>s zu definieren.<br />

Alle die jetzt noch nicht überzeugt sind, seien dazu <strong>an</strong>gehalten, die Tatsache einfach zu<br />

akzeptieren und sich dar<strong>an</strong> zu gewöhnen.<br />

Nachdem Schlussfolgerungen das Instrument <strong>der</strong> <strong>Mathematik</strong> sind, kommen sie in mathematischen<br />

Texten ausgesprochen oft vor. Deshalb haben sich auch eine Reihe von St<strong>an</strong>dardformulierungen<br />

ausgebildet, die <strong>an</strong> Stelle <strong>der</strong> Formulierung ”<br />

daraus folgt“ <strong>an</strong>gewendet<br />

werden können.<br />

• also; auf Grund von; das bedeutet, dass; unter Berücksichtigung von; daher;<br />

damit; es ergibt sich; daraus erhalten wir; dies hat zur Folge; m<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n folgern;<br />

wir folgern; folglich; genauer gesagt; dies impliziert; insbeson<strong>der</strong>e; dies hat<br />

zur Konsequenz; mithin; dies lässt sich schreiben als; wir sehen; somit; ein<br />

Spezialfall hiervon ist; nach Umformung ergibt sich; mit <strong>an</strong><strong>der</strong>en Worten; es<br />

zeigt sich, dass,...<br />

Es haben zwar nicht alle diese Formulierungen dieselbe Bedeutung, doch wenn Sie ein bisschen<br />

überlegen, wird es Ihnen nicht schwer fallen, vielleicht mit ein wenig Erfahrung, die<br />

feinen Unterschiede herauszuarbeiten.<br />

Gut ist auch, wenn Sie Ihre Leserin o<strong>der</strong> Ihren Hörer darauf hinweisen, warum eine<br />

Folgerung richtig ist.<br />

• nach Annahme; auf Grund von Satz 4.29; unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Theorie<br />

<strong>der</strong>...; da V endlich dimensional ist; aus <strong>der</strong> Definition ergibt sich; per definitionem<br />

ist; nach Voraussetzung; wegen Lemma 12.2; weil f stetig ist...<br />

Zuletzt können Sie noch den Aufw<strong>an</strong>d verdeutlichen, <strong>der</strong> benötigt wird, um ein Resultat<br />

nach zu vollziehen.<br />

• durch einfaches Ausrechnen; durch genaues Hinsehen; wie m<strong>an</strong> leicht sieht;<br />

offenbar; offensichtlich; durch technische und uninteress<strong>an</strong>te Abschätzungen;<br />

durch triviale und l<strong>an</strong>gweilige Rechnung; trivialerweise; durch mühsame<br />

Umformungen; durch Überprüfen <strong>der</strong> Wahrheitstabellen;...<br />

Verjuxen Sie nicht den Vertrauensvorschuss Ihrer LeserIn durch falsche Angaben über den<br />

Aufw<strong>an</strong>d. Behaupten Sie grundsätzlich nicht, dass etwas leicht einzusehen ist, wenn Sie mehr<br />

als 15 Minuten gebraucht haben, um es selbst einzusehen.<br />

Zum Gebrauch des Wortes trivial ist zu sagen, dass die wenigsten Schritte in <strong>der</strong> <strong>Mathematik</strong><br />

tatsächlich trivial sind. Trivial ist ein Beweisschritt nur d<strong>an</strong>n, wenn er unmittelbar<br />

folgt (etwa direkt durch Anwendung einer Definition). Steckt ein, wenn auch noch so leicht<br />

einzusehen<strong>der</strong> Beweis hinter dem Schritt, so ist er schon nicht mehr trivial.<br />

Übrigens existiert noch eine zweite, technische Bedeutung des Wortes trivial in <strong>der</strong> <strong>Mathematik</strong>,<br />

nämlich als Adjektiv wie in<br />

o<strong>der</strong><br />

Die trivialen Teiler einer natürlichen Zahl n sind 1 und n.<br />

Ein homogenes lineares Gleichungssystem hat immer zumindest eine Lösung,<br />

nämlich die triviale.

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