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Skripten - an der Fakultät für Mathematik! - Universität Wien

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116 6. ZAHLENMENGEN<br />

Beweis. Sei S ein Schnitt von <strong>der</strong> Form (6.13). Nun ist q eine untere Schr<strong>an</strong>ke von<br />

S, und falls q ′ ∈Émit q ′ > q, d<strong>an</strong>n ist q ′ keine untere Schr<strong>an</strong>ke von S. Es ist nämlich<br />

q ′ > 1 2 (q′ + q) > q, und daher 1 2 (q′ + q) ∈ S. Daher ist q das Infimum von S und S rational.<br />

Nun sei S ein rationaler Schnitt. Es existiert q = inf S, und wir definierenËq = {q ′ ∈<br />

É|q ′ > q}. Weil q untere Schr<strong>an</strong>ke von S ist, folgt S ⊆Ëq. Sei nun t ∈Ëq. Falls t /∈ S<br />

gilt, wissen wir, dass ∀s ∈ S : s ≥ t. Daher ist t eine untere Schr<strong>an</strong>ke von S mit t > q. Das<br />

wi<strong>der</strong>spricht <strong>der</strong> Infimumseigenschaft von q. Daher ist t ∈ S und S =Ëq.<br />

□<br />

Auf diese Weise sehen wir, dass <strong>für</strong> je zwei rationale Zahlen q und r die zugehörigen<br />

rationalen SchnitteËq undËr genau d<strong>an</strong>n gleich sind, wenn q = r. Die Abbildung ι :É→R<br />

mit ι : q ↦→Ëq ist also injektiv. Auf diese Weise wirdÉin R eingebettet, und wir können in<br />

Zukunft die rationale Zahl q mit dem SchnittËq identifizieren.<br />

Proposition 6.4.18. (G, +) ist eine abelsche Gruppe.<br />

Beweis. Wir weisen sukzessive alle Eigenschaften nach:<br />

AG: Seien S, T und U Schnitte.<br />

(S + T) + U = {x + u | x ∈ S + T, u ∈ U} = {(s + t) + u | s ∈ S, t ∈ T, u ∈ U} =<br />

= {s + (t + u) | s ∈ S, t ∈ T, u ∈ U} = {s + y | s ∈ S, y ∈ T + U} =<br />

= S + (T + U).<br />

KG: Für zwei Schnitte S und T sind die Mengen S + T und T + S gleich, weil die<br />

Addition inÉkommutativ ist.<br />

Nullelement: Der rationale Schnitt 0 := {q ∈É|q > 0} =Ë0 ist das Nullelement.<br />

Sei nämlich T ein beliebiger Schnitt. D<strong>an</strong>n erhalten wir<br />

0 + T = {s + t | s ∈ 0, t ∈ T }.<br />

Wir müssen nachweisen, dass 0 + T = T gilt. Sei x ∈ 0 + T, d<strong>an</strong>n gibt es s ∈ 0 und<br />

t ∈ T mit s + t = x. Wegen s > 0 ist x > t und damit gilt x ∈ T, also 0 + T ⊆ T.<br />

Umgekehrt sei t ∈ T. Weil T ein Schnitt ist, gibt es ein t ′ ∈ T mit t ′ < t. Setzen<br />

wir nun s = t − t ′ , d<strong>an</strong>n ist s ∈ 0 und t = s + t ′ ∈ S + T, was wie<strong>der</strong>um T ⊆ 0 + T<br />

beweist.<br />

Inverse: Betrachten wir wie<strong>der</strong> einen Schnitt S. Wir definieren<br />

−S := {q ∈É|∀s ∈ S : q > −s ∧ ∀t ∈É:(t = inf S ⇒ q ≠ −t)}<br />

den zu S negativen Schnitt. Wir behaupten S + (−S) = 0. Zuerst müssen wir aber<br />

zeigen, dass −S tatsächlich ein Schnitt ist.<br />

Sei q ′ eine untere Schr<strong>an</strong>ke von S. D<strong>an</strong>n gilt ∀s ∈ S : q = q ′ −1 < s und deshalb<br />

∀s ∈ S : −q > −s, also ist −S nichtleer. Für ein beliebiges Element s ∈ S folgt,<br />

dass jedes Element s ′ ∈ −S die Ungleichung s ′ ≥ −s erfüllen muss, also ist −s eine<br />

untere Schr<strong>an</strong>ke von −S.<br />

Sei nun q ∈É\(−S). D<strong>an</strong>n gibt es s ∈ S mit q ≤ −s, also −q ≥ s. Weil S ein<br />

Schnitt ist, folgt −q ∈ S. Darum gilt aber ∀t ∈ (−S) : t > q. Das beweist S1.<br />

S2 beweisen wir indirekt. Sei q ∈ (−S) gegeben mit ∀t ∈ (−S) : q ≤ t. D<strong>an</strong>n ist<br />

q eine untere Schr<strong>an</strong>ke von −S, also ein Minimum und erst recht ein Infimum von<br />

−S. Das ist aber unmöglich wegen <strong>der</strong> Definition von −S. Falls ˜s := inf S existiert,<br />

d<strong>an</strong>n ist −˜s das Supremum <strong>der</strong> Menge ˜S := {−s | s ∈ S}, des Komplements von<br />

−S, und damit das Infimum von −S. Nach Definition ist −˜s /∈ (−S).<br />

Sei x ∈ S + (−S), d<strong>an</strong>n existieren s ∈ S und t ∈ −S mit s + t = x. Dass t ∈ −S<br />

liegt, impliziert t > −s und damit auch x = s+t > 0. Daher ist S +(−S) ⊆ 0. Nun<br />

sei y > 0. Wir suchen gemäß Proposition 6.4.11.(2) zwei rationale Zahlen q und r<br />

mit q ∈ S, r ∈ Q \ S und q − r < y. Es gilt ∀s ∈ S : s > r, und daher ist −r ∈ −S.

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